Die Sicherheitsbehörde ordnete erneute Überprüfungen der Strahlenwerte an. Ein Mann fuhr zehn Minuten unerlaubt über das Kraftwerksgelände.

Tokio. Während in Fukushima weiter darum gekämpft wird, das Schlimmste zu verhindern, ist ein 25-jähriger arbeitsloser Japaner ist mit seinem Wagen in das Gelände des Atomkraftwerks Fukushima-Daini eingedrungen. Er fuhr etwa zehn Minuten auf dem Gelände umher, wie die Polizei mitteilte. Sie nahm ihn am Freitag wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung fest, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Der Mann hatte auch schon am Donnerstag versucht, in das havarierte Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi einzudringen. Das Motiv war unklar.

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Die vier Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima-Daini wurden nach dem Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März kontrolliert heruntergefahren. Die Situation dort gilt als stabil. Im zwölf Kilometer entfernten AKW Fukushima-Daiichi hingegen ist die Lage weiter äußerst kritisch. Hier entweichen offenbar immer noch große Mengen Radioaktivität aus beschädigten Reaktoren.

Wie groß die Strahlenbelastung ist, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Die japanische Atomsicherheitsbehörde ordnete eine Überprüfung der im Boden, in der Luft und im Wasser in der Umgebung des Kraftwerks gemessenen Strahlungswerte an. Bei den am Mittwoch und Donnerstag bekannt gegebenen Werten gebe es Zweifel, hieß es.

So hatte es geheißen, die radioaktive Belastung des Grundwassers liege um das 10.000-fache über den zulässigen Grenzwerten. Die Betreiberfirma des Kraftwerks erklärte, es gebe möglicherweise einen Fehler im Computerprogramm, das zur Analyse der Daten genutzt werde. Das bedeute aber nicht, dass die Werte nicht trotzdem richtig sein könnten.

Trotz der weiterhin angespannten Lage zeigte sich der japanische Ministerpräsident Naoto Kan in einer im Fernsehen übertragenen Rede am Freitag zuversichtlich. Japan werde alles tun, was notwendig sei, um den Kampf im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi zu gewinnen. Für die Zeit nach der Krise kündigte er verschärfte Vorschriften an. „Wir werden Systeme einrichten, die auf jede Situation eingestellt sind, auf Grundlage der Annahme, das alles passieren kann.“ Insbesondere hinsichtlich der Kühlsysteme, die nach dem schweren Erdbeben ausgefallen waren, versprach Kan Verbesserungen.

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Zur Kühlung der beschädigten Reaktoren wurden unterdessen zwei Großpumpen aus den USA angefordert, die von der deutschen Firma Putzmeister gebaut werden. Das Unternehmen hat bereits kleinere Geräte nach Japan geschickt. Die beiden Großpumpen werden nun für den Einsatz in Japan nachgerüstet. „Sie können das Wasser direkt auf die Quelle der höchsten Strahlung leiten“, sagte der Bauunternehmer Jerry Ashmore, der mit den Maschinen bereits gearbeitet hat.

Die Geräte werden üblicherweise auf Großbaustellen zum Spritzen von Zement eingesetzt und gelten als die weltweit größten ihrer Art. Die jeweils 86 Tonnen schweren Pumpen könnten später wieder umgebaut und zum Einbetonieren der Reaktoren eingesetzt werden, sagte Kelly Blickle, Sprecherin von Putzmeister America im US-Staat Wisconsin. Die Großpumpen sollen am 9. April an den Flughäfen von Los Angeles und Atlanta verladen und anschließend nach Japan geflogen werden.

Die Ratingagentur Moody’s senkte die Kreditwürdigkeit des AKW-Betreibers Tepco zum zweiten Mal in Folge. Eine weitere Abwertung wurde nicht ausgeschlossen. Als Grund für die Herabstufung wurden mögliche Schadensersatzforderungen genannt. Nach einer Schätzung der Bank Merrill Lynch könnten Schadenersatzforderungen von bis zu 120 Milliarden Dollar (rund 85,3 Milliarden Euro) gegen Tepco geltend gemacht werden. (dapd)