Eisbär Knut hatte keine Überlebenschance. Seine Gehirnerkrankung war absolut tödlich, stellten Wissenschaftler jetzt im Detail fest.

Berlin. Eisbär Knut ist nicht an Stressfolgen und nicht an einem Gendefekt gestorben. Die Sektion im Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung hat nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa eine in der Folge tödliche Erweiterung der Hirnwasserkammern ergeben. Knut starb bei einer Art Anfall schnell, war aber beim Sturz ins Wasser nicht sofort tot. Er hatte Wasser in der Lunge. Ertrinken war aber nicht die Todesursache. Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz erhält an diesem Donnerstag im Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) alle Daten. Über eine vom IZW für Donnerstag erhoffte Pressekonferenz werde erst danach entschieden, sagte Blaszkiewitz.

“Es ist doch klar: Wie und wann alles veröffentlicht wird, ist ganz allein unsere Sache“, betonte der Zoo-Direktor am Mittwoch. Experten aus dem wissenschaftlichen Institut ließen dagegen intern verlauten, dass ihr Interesse eine möglichst frühe und umfassende Unterrichtung sei.

Um die Ursache für das tragische Geschehen am Nachmittag des 19. März im Zoologischen Garten hatte es seit dem Tod des Publikumslieblings zahlreiche Spekulationen und eine emotionale Debatte unter den Knut-Fans in der ganzen Welt gegeben. Im Alter von nur vier Jahren war Knut in seinem Gehege urplötzlich aufgezuckt, hatte sich mehrmals im Kreis gedreht, war ins Wasser gestürzt und vor den Augen mehrerer hundert Besucher gestorben.

Nach Informationen der dpa hatte das Tier angesichts der schweren Gehirnerkrankung keine Überlebenschance. Die Druckverhältnisse im Gehirn seien so dramatisch verändert gewesen, dass das Tier unvermeidlich auch gestorben wäre, wenn es festen Boden unter den Füßen behalten hätte und nicht ins Wasser gestürzt wäre. Keine Hinweise wurden in der Analyse von Gehirnschnitten und in anderen Organen auf eine „Stress-Inflation“ gefunden. Diese Spuren hätten sich zum Beispiel in den Nebennieren finden können. Zahlreiche Knut-Fans und Zoo-Besucher hatten über längere Zeit Kritik daran geübt, dass Knut von den drei Eisbärinnen Tosca, Nancy und Katjuscha „gemobbt“ worden sei.

Auch klassische Gen-Defekte wurden nicht entdeckt. Tierschutz-Organisationen hatten Vermutungen angestellt, die Todesursache sei eine mögliche Folge von Inzest. Von neun Eisbären, die Knut-Vater Lars gezeugt hat, sind sieben vorzeitig gestorben. Lars soll selbst aus einer Inzucht-Verbindung stammen. Nach Informationen der dpa konnten die Wissenschaftler auch keine Hinweise auf einen epileptischen Anfall als Grundursache entdecken.

Internet-Appell: Sigmar Gabriel soll Ausstopfen von Knut verhindern

Knut-Pate Sigmar Gabriel soll das Ausstopfen des kürzlich verstorbenen Eisbären verhindern. Entsprechende Appelle werden im Internet an den SPD-Bundesvorsitzenden gerichetet. "So viele Menschen sind gegen das Ausstopfen von Knut und sie werden alle nicht angehört. Bitte helfen Sie uns und Knut, als Patenonkel etwas gegen seine Ausstopfung zu unternehmen", schreibt etwa Facebook-Nutzerin Nicole dem SPD-Politiker in einer öffentlichen Nachricht.

Nach dem Willen des Berliner Zoos soll der weltweit beliebte Eisbär ausgestopft und im Berliner Naturkundemuseum ausgestellt werden. Dagegen gibt es Proteste. So haben etwa für Sonnabend (2. April) Gegner des Ausstopfens eine Demonstration vor dem Zoo angekündigt.

Gabriel, damals noch Bundesumweltminister, hatte 2007 die Patenschaft für Knut übernommen. Knut war am 19. März vor den Augen der Zoobesucher gestorben. Der Tod des Tieres hatte über die Grenzen Berlins hinaus Trauer und Bestürzung ausgelöst.