Eigentlich sollte Eisbär Knut im nächsten Frühjahr die Rolle seines Vaters übernehmen und für reichlich Nachwuchs sorgen. Doch ihm geht es nicht gut.

Berlin. Große Sorge um Eisbär Knut: Dem Publikums-Liebling im Zoologischen Garten Berlin geht es nicht gut. Seit seinem Umzug auf den großen Bärenfelsen sieht sich der vierjährige Jungbär gefährlichen Attacken des betagten Damen-Trios Nancy (21) Tosca und Katjuscha (beide 24) ausgesetzt . Aus Angst vor Bissen und lautstarken Drohgebärden kauert Knut meist allein und in die Ecke gedrängt auf einem winzigen Felsvorsprung. Manchmal zittert er und wirkt verschreckt. Die Fans leiden mit dem Liebling, der aus ihrer Sicht zum Mobbing-Fall geworden ist.

Bären-Betreuer Heiner Klös gibt jedoch der weltweiten Fangemeinde von Knut einen Hoffnungsschimmer. „Wir sind intensiv dabei, in ganz Europa eine jüngere Gespielin für ihn zu suchen. Wir schaffen das und sind auf gutem Weg“, sagte er am Dienstag. Einzelheiten über die mögliche Herkunft, Namen und Alter nannte er noch nicht.

Es sei ihm schon zu Ohren gekommen, „dass die Kritiker sagen, wir würden Knut bei den alten Schreckschrauben verheizen“. Doch so weit würde es nicht kommen, die Bilder würden täuschen. „Wenn Gefahr bestünde, würden wir die Tiere nicht zusammen ins Gehege lassen“, sagte Klös. Gewisse Raufereien seien normal. Ziel des Zoos bleibt weiterhin, was Direktor Bernhard Blaszkiewitz vor einigen Wochen ankündigte: „Knut wird unser neuer Zuchtbulle.“

Im nächsten Frühjahr soll der von bisher mehr als zehn Millionen Menschen besuchte Publikumsmagnet eigentlich die Rolle seines Vaters Lars übernehmen, der alle drei Eisbärinnen gedeckt und mehrfach für Nachwuchs gesorgt hatte. Lars war an den Zoo Wuppertal abgegeben worden, wodurch der Platz frei wurde für Knut. Doch mit den drei jetzigen „Damen vom Zoo“ wird es wohl nichts. Knut ist mit seinen jetzt 270 Kilo noch zu schmächtig. „Um sich im Revierkampf Respekt zu verschaffen, muss er noch einigen Speck drauflegen, es fehlen ihm noch die Muckis“, sagt Klös. Die Körpersprache der allesamt molligen Eisbärinnen ist klar: das Trio hat sich gegen Knut verbündet. Sie streifen zu dritt, Fell an Fell stets eng zusammen im Felsengelände umher und thronen demonstrativ auf dem höchsten Punkt, beäugen Knut am Wasser gut sechs Meter unter ihnen. Fachmann Klös: „Das ist das typische Königsspiel, wer sitzt oben?“

Das Gehege ist wie geteilt, wobei Knut nur eine bescheidene Fläche in unteren Regionen bleibt. Dort posiert er wie früher allein fürs Publikum und sucht stets Kontakt. Für Klös sind die Fans an der trist wirkenden Situation beteiligt. „Für die Leute baut Knut Männchen, wie er es gewohnt ist. Er ist da, wo die Menschen sind.“ Die Bärinnen spielen dabei keine Rolle, meint der Experte. Und die Kritik, wonach die Eisbären zu wenig Anreize zum Spielen hätten, weist er entschieden zurück. „Im früheren Gehege war viel zu viel Müll, den die Leute reingeworfen haben.“

Und zusätzliches Fressen, meist Croissants, habe er auch immer bekommen, obwohl es verboten sei. Auch die Futterlage hat sich für Knut verschlechtert. Als pünktlich um 11.30 Uhr der Tierpfleger mit großen Eimern kommt, Fische, Fleischstücke und Brötchen, ins Gehege wirft, bedienen sich die Bärinnen zuerst. Knut muss warten und kommt als Letzter am Katzentisch dran.