Im Berliner Zoo trauern Hunderte um Knut. Vor den Augen der Besucher starb der Eisbär in seinem Becken. Er wurde vier Jahre und drei Monate alt.

Berlin. Es ist bitterkalt an diesem Sonntagmorgen in Berlin-Charlottenburg. Trotzdem haben sich kurz vor neun Uhr bereits 50 Menschen an den Toren des Zoos postiert, um mit Blumen, Bildern und selbstverfassten Versen Knuts zu gedenken. Der berühmte Eisbär war tags zuvor vor den Augen Hunderter entsetzter Besucher in einem Wasserbecken gestorben . Er wurde vier Jahre und drei Monate alt.

Zu den ersten Trauernden gehört Annette G. Die Magdeburger Ärztin hat sich am frühen Morgen mit ihrer betagten Mutter auf den Weg nach Berlin gemacht. „Im Auto“, wie sie betont. „Sonst fahren wir immer mit dem Zug, denn Autofahren in Berlin war mir nie geheuer. Aber nun wollten wir ganz schnell da sein und ihm die letzte Ehre erweisen. Das hat er also noch geschafft: dass ich mich mit dem Wagen her traue.“ Dann legt sie einen Strauß weißer Rosen auf die Hecke am großen Eisbärengehege.

Eisbärendamen wurden umquartiert

Unterdessen sammeln sich immer mehr Menschen am leeren Gehege. Das Wasser ist fast völlig abgelassen, nur eine restliche grün besetzte Brühe steht noch am Grund. Die drei Eisbärendamen Tosca, Nancy und Katjuscha sind ins benachbarte kleinere Gehege umquartiert worden.

Viele der Stammgäste betrachten die ausgewachsenen Tiere mit einer Mischung aus Faszination und Verachtung. Glaubt man den vielen selbsternannten Experten, dann hat das Trio Knut in den vergangenen Wochen das Leben zur Hölle gemacht. Drangsaliert und „gemobbt“ worden sei der Jungbär.

Rentnerin Birgit Krause lässt ihrer Wut darüber freien Lauf. „Knut hätte allein gehalten werden müssen. Die Damen haben ihn doch nur gepiesackt.“ Die Zooleitung hätte aus den mit Knut erlösten Zusatzeinnahmen ein Einzelgehege errichten sollen, sagt die Jahreskarteninhaberin. „Wie konnte man ihn nur mit den drei Weibern zusammenlassen.“ Andere Besucherinnen sprechen aus, was Krause nur andeutet: „Knut hat nach all dem Stress einen Herzinfarkt bekommen.“

Von solchen Spekulationen will in diesen Stunden vor allem Bären-Kurator Heiner Klös nichts hören. Der Wissenschaftler mit Wohnsitz Zoo sieht übernächtigt aus. „Es gehen Beileidsbekundungen aus aller Welt ein“, sagt er. „Australien, Neuseeland, Honolulu.“ Sicher sei ein Tod in diesem Alter für Eisbären „absolut ungewöhnlich“, gleichwohl lägen noch keine Erkenntnisse vor. Knut wurde am Sonntagmorgen aus dem leeren Becken gehievt, berichtet er. Die Sektion könne erst am Montag erfolgen. Er wisse, dass es bei vielen Fans Zusammenbrüche gegeben habe und hoffe nun, dass sich diese Menschen wieder fangen, sagt Klös.

Trauer am Eisbärengehege

Eine „Petra“ hat Knut noch am Samstag fotografiert und das Bild nun an die Hecke am Eisbärengehege gesteckt. Darunter stehen sehr persönliche Worte: „Für Thomas und Knut. Danke für eure Liebe. Ihr seid unser Herz.“ „Tschüssi“ haben die erwachsenen Schwestern Kerstin und Heike auf ihre Fotos geschrieben.

Bereits am Sonnabendabend hatte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer durch Berlin verbreitet. In den Kneipenvierteln wurden erste Sonntagszeitungen mit den traurigen Schlagzeilen ausgeteilt. Auch die Internetgemeinde begann mit der Trauerarbeit. Auf Christina's cute-crazy-Knut Blog war zu lesen: „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll, denn begriffen habe ich das immer noch nicht, was da heute im Zoo passiert ist. Ich habe auch noch nicht begriffen, dass Knut morgen früh nicht mehr da sein wird.“ Nur auf den Webseiten des Zoos stand bis zum Sonntag kein Wort über den Todesfall. Stattdessen vermeldete eine drei Tage alte Mitteilung: „Zum Brüllen schön – Nachwuchs bei den Schwarzen Brüllaffen!“