In der gefährlichsten Stadt Mexikos hat ein neuer Polizeichef sein Amt angetreten: Der 51-jährige Oberstleutnant Julián Leyzaola will durchgreifen.

Mexiko-Stadt/Morelio. Ein Ex-Militär soll nun in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez für Sicherheit und Ordnung sorgen. Wie die Behörden der von Drogenkartellen terrorisierten Stadt am Donnerstag mitteilten, wurde Oberstleutnant a. D. Julián Leyzaola Pérez zum neuen Polizeichef der Metropole im Norden Mexikos. Bei einer Pressekonferenz sagte Leyzaola, er werde mit „harter Hand“ gegen die organisierte Kriminalität vorgehen. Seine Ernennung erfolgte mit Zustimmung von Präsident Felipe Calderón, wie das Bürgermeisteramt mitteilte.

Leyzaola war zuvor Polizeichef der Grenzstadt Tijuana am Pazifik gewesen. Dort war die Zahl der Gewaltverbrechen in den vergangenen Monaten rückläufig. Das wird zum guten Teil dem harten Vorgehen Leyzaolas gutgeschrieben. Gleichzeitig werden ihm aber auch Verstöße gegen die Menschenrechte vorgeworfen, weswegen er im Februar seinen Posten in Tijuana aufgab. In Ciudad Juárez, der größten Stadt im Bundesstaat Chihuahua, sind im Krieg der Drogenkartelle seit Dezember 2006 rund 6000 Menschen getötet worden, die Hälfte davon allein im Jahre 2010.

Neues Drogenkartell macht in Mexiko von sich reden

Unterdessen hat sich in Mexiko offenbar ein neues Drogenkartell in den Kampf um die lukrativen Schmuggelrouten eingeschaltet. In mehreren Städten des westmexikanischen Bundestaats Michoacan tauchten am Donnerstag Plakate der „Tempelritter“ auf, die für sich in Anspruch nehmen, die Nachfolgeorganisation des Kartells "La Familia" zu sein. Bereits im Januar waren ähnliche Plakate in Michoacan und im benachbarten Bundesstaat Guerrero aufgehängt worden. Sie gaben die Auflösung von "La Familia" bekannt, nachdem einer ihrer beiden Anführer, Nazario Moreno, bei einer Schießerei mit der Polizei getötet worden war. Bislang haben die Behörden allerdings kein Verbrechen mit den "Tempelrittern" in Verbindung gebracht.

"La Familia" gehörte bis dahin zu den sieben großen mexikanischen Kartellen und galt als wichtigster Hersteller synthetischer Drogen in Mexiko. Im Herbst 2006 hatte das Kartell erstmals auf sich aufmerksam gemacht, indem Mitglieder der Organisation in einer Bar fünf abgeschlagene Köpfe auf die Tanzfläche warfen. Nach Angaben mexikanischer Behörden zeigte der von Präsident Felipe Calderón angeordnete Einsatz der mexikanischen Armee im Fall von "La Familia" Wirkung und schwächte das Kartell. Im mexikanischen Drogenkrieg starben in den vergangenen vier Jahren fast 35.000 Menschen.