Rund zwei Wochen nach dem Verschwinden der Zwillingsmädchen gibt es noch immer keine endgültige Gewissheit über ihr Schicksal.

Ajaccio/Paris/Lausanne. Die Kuscheltiere ihrer Töchter im Arm und sichtlich erschöpft hat die Mutter der verschwundenen Schweizer Zwillingsmädchen erneut einen Zeugenaufruf gestartet. „Ich bitte Sie, melden Sie sich, auch wenn Sie Zweifel haben oder wenn die Hinweise gering erscheinen“, sagte Irina Lucidi am Sonntagabend in Ajaccio auf der Mittelmeerinsel Korsika. Sie hoffe noch immer, dass ihre sechs Jahre alten Kinder am Leben seien. Schließlich seien Alessia und Livia auf Korsika noch lebend gesehen worden.

Irina Lucidi hatte auf der französischen Urlauberinsel zuvor gemeinsam mit der Polizei nach Hinweisen auf den Verbleib ihrer Töchter gesucht. Die Ermittler nahmen sie unter anderem auf einem Hubschrauberflug mit. Mehrere Zeugen wollen die Zwillinge auf der Insel mit ihrem Vater gesehen haben, bevor dieser sich in Italien das Leben nahm. Eine Frau gab sogar an, eine Begleiterin beobachtet zu haben. Es sei ein langer und schwieriger Tag gewesen, sagte die Mutter nach dem Tag auf Korsika, der zunächst keine neuen Spuren brachte. Sie verließ die Insel am Abend wieder.

Rund zwei Wochen nach dem Verschwinden der Zwillingsmädchen gibt es damit noch immer keine endgültige Gewissheit über ihr Schicksal. Der 43 Jahre alte Vater hatte die Kinder am 30. Januar in der Schweiz bei seiner von ihm getrennt lebenden Frau abgeholt und entführt. Am 3. Februar warf er sich in Italien vor einen Zug. In seinem Abschiedsbrief deutete er an, dass auch die Kinder tot seien, Hinweise auf ihren Aufenthaltsort machte er nicht.

Schwierig sind die Ermittlungen der Polizei wegen widersprüchlicher Indizien. Mehrere Hinweise wecken Zweifel an Schilderungen von Zeugen, die die Kinder nach der Entführung sowohl auf Korsika als auch in Italien gesehen haben wollen. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen wurde der Vater in Frankreich mehrmals von Überwachungskameras gefilmt. Auf keinem der Bilder sollen die Mädchen zu sehen gewesen sein. Deswegen gibt es auch Spekulationen, dass der 43-Jährige die Kinder noch vor seiner Abreise bereits in der Schweiz umgebracht haben könnte. So fand die Polizei die Kindersitze und Kuscheltiere der Kinder im Haus des Vaters in St-Sulpice bei Lausanne. Auch die Ausweise ließ er zurück. (dpa)