Es gibt wohl keine Hoffnung mehr, dass die vermissten Schweizer Zwillinge noch leben. Der Vater selbst hat in einem Brief von ihrem Tod berichtet.

Lausanne/Paris. Die seit Ende Januar vermissten Schweizer Zwillinge sind vermutlich tot. Das kann man aus einem Brief schließen, den der Vater der sechsjährigen Mädchen an ihre Mutter geschickt hat. Er habe in dem Schreiben vom 3. Februar mitgeteilt, dass er die beiden Kinder getötet habe, bestätigte die Polizei am Freitag entsprechende Medienmeldungen. „Sie ruhen in Frieden. Sie haben nicht gelitten“, zitiert die Zeitung „Blick“ aus dem Brief. Weiter schrieb der 43-jährige, dass er sich im süditalienischen Cerignola befinde und sich das Leben nehmen wolle. Am selben Tag warf er sich dort vor einen Zug.

Am Donnerstag hatten sich die Hinweise auf ein Verbrechen an den Mädchen verdichtet. So hat die Polizei Beweise, dass der Vater am 1. Februar ohne seine Kinder mit einer Fähre von der französischen Mittelmeerinsel Korsika zurück in die französische Hafenstadt Toulon gefahren ist. Bei der Hinfahrt auf die Insel in der Nacht zuvor sollen Alessia und Livia nach Zeugenaussagen aber noch bei ihm gewesen sein.

Der Vater hatte die Mädchen Ende Januar bei seiner von ihm getrennt lebenden Frau abgeholt. Sie wollte sich scheiden lassen. Anstatt die Kinder in die Schule zu bringen, verschwand der 43-Jährige mit ihnen. Die Leiche des Vaters ist nach einer Obduktion offiziell freigegeben worden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa aus Cerignola. Der Tote könnte jetzt in die Schweiz übergeführt werden, jedoch hätten sich zunächst keine Angehörigen des Schweizers dazu bereitgefunden.

Nach Angaben aus Ermittlerkreisen soll es bereits im Testament des Vaters Hinweise auf seine Pläne zur Tötung der Kinder gegeben haben. Paradoxerweise habe der 43-Jährige aber im gleichen Text die Zwillinge als seine Universalerben eingesetzt, berichtete die französische Tageszeitung „Le Parisien“ am Freitag. Ungutes verhieß wiederum die Formulierung, dass im Fall deren Abwesenheit, seine Mutter, seine Schwester oder sein Bruder seinen Nachlass erhalten sollten. Das Testament war bereits vor Tagen in der Schweizer Wohnung des Vaters in St-Sulpice bei Lausanne entdeckt worden.

Nach einem Bericht der Schweizer Nachrichtenagentur SDA haben sich am Freitag erstmals auch Verwandte des 43-jährigen Vaters geäußert. Sie seien überzeugt, dass ihr Sohn und Bruder unter einer „schweren seelischen Störung“ gelitten haben müsse, heißt es in einer Erklärung. Nur der „Verlust seiner normalen Persönlichkeit“ könne erklären, dass er „so schreckliche Taten vollbringen konnte“, hieß es in der am Freitag veröffentlichten Mitteilung weiter. Sie hätten ihn „immer als liebevollen und fürsorglichen Vater erlebt“, dem seine Familie alles bedeutet habe. (dpa)