Hersteller von Glykol, einem Grundstoff der Enteisungsmittel, haben Lieferschwierigkeiten. Ursache dafür sei die derzeit hohe Nachfrage.

Berlin/Muttenz. Den deutschen und europäischen Flughäfen drohen in der kommenden Woche massive Engpässe bei Enteisungsmitteln. Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant wird voraussichtlich vom 1. bis 4. Januar die Produktion unterbrechen müssen, wie ein Unternehmenssprecher am Donnerstag erklärte. Grund seien Lieferschwierigkeiten der Hersteller von Glykol, einem Grundstoff der Enteisungsmittel, Ursache sei die derzeit hohe Nachfrage. Der Produktionsstopp könne "je nach Wetterlage und Vorratsmengen der Flughäfen zu erneuten Beeinträchtigungen im europäischen Flugverkehr führen", hieß es.

Weiter sagte der Clariant-Sprecher, dass nun in engem Kontakt mit den Flughäfen versucht werde, das "vorhandene Material bedarfsgerecht einzusetzen". Derzeit gebe es aber keine Erkenntnisse, dass der Flugverkehr an deutschen Airports zum Erliegen kommen werde. Wegen der aktuell strengen Witterung gebe es jedoch auch Flughäfen, die derzeit täglich drei Viertel ihrer Lagerkapazitäten an Enteisungsmitteln einsetzen müssten. In Notfällen sei aber denkbar, Aiports mit Langstreckenverkehr bevorzugt mit Einteisungsmitteln zu versorgen, sagte er weiter. Moderne Flughäfen verfügten darüber hinaus über eigene Recyclingsysteme. Dabei könnten bis zu 40 Prozent der zur Flugzeugenteisung eingesetzten Mittel wiederverwendet werden.

Die britische Konkurrenzfirma "Kilfrost" erklärte in Newcastle-upon-Tyne, ihre Produktionsanlagen liefen auf Hochtouren. Sie werde ihre angestammten Kunden bevorzugt beliefern, aber auch versuchen, auszuhelfen, wenn dies möglich sei. Unterdessen hat der deutsch-österreichisch-schweizerische Flughafenverband ADV seinen Mitgliedern mitgeteilt, dass "ein 'Leerlaufen' von mehreren Flughäfen nicht auszuschließen" sei. In einem Schreiben, das der Nachrichtenagentur dapd vorliegt, werden die Flughäfen aufgefordert, den Verband zu informieren, wenn "in der nächsten Woche aufgrund von möglichen Versorgungslücken Betriebsschließungen bzw. Beeinträchtigungen" zu befürchten seien. Insgesamt sprach der Verband von besorgniserregenden Nachrichten. Allerdings gehe es dem Verband "nicht um vorauseilende Meldungen, die Unsicherheit bei Passagieren und Airlines hervorrufen".

Clariant ist nach eigenen Angaben Marktführer in Europa. Seit Oktober 2010 produziere das Unternehmen für rund 100 Flughäfen in Europa rund um die Uhr. Allein im Dezember sei die Produktion von Enteisungsmitteln gegenüber dem Vorjahr um die Hälfte gesteigert worden. Die Firma stellt Enteisungsmittel für Flugzeuge (Safewing) und für Landebahnen (Safewing) her.