Dem Gründer des Internetdienstes WikiLeaks, Julian Assange, wurde Vergewaltigung vorgeworfen. Die schwedische Staatsanwaltschaft hob diesen Vorwurf nun auf. Doch ein Verdacht wegen Belästigung werde weiter geprüft.

Stockholm. Nach nur einem Tag hat die schwedische Staatsanwaltschaft die Vergewaltigungsvorwürfe gegen den WikiLeaks -Gründer und Chef Julian Assange fallen gelassen. Der Vorwurf der Belästigung gegen den 39-jährigen Australier, dessen umstrittene Internetseite WikiLeaks geheime Afghanistan-Dokumente veröffentlicht hatte, werde aber weiter geprüft, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

In einer kurzen MItteilung ohne nähere Erläuterungen hieß es: „Die leitende Staatsanwältin Eva Finné hat entschieden, dass Julian Assange nicht der Vergewaltigung verdächtigt wird. Es handele sich um ein "normales" Vorgehen, wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft angab. Da die Vorwürfe der Vergewaltigung in der Nacht bekannt geworden seien, werde ein automatisches Prozedere eingeleitet, bevor sich ein Staatsanwalt dann tatsächlich mit den Vorwürfen befassen könne.

+++ Julian Assange - vom Hacker zum Aktivisten +++

Noch am Vormittag hatte die Behörde erklärt, Assange werde wegen mutmaßlicher Vergewaltigung und einem weiteren Delikt gesucht. Der Verdacht der Belästigung werde weiter geprüft, teilte die Sprecherin später mit. Die schwedische Boulevardzeitung „Expressen“ hatte berichtet, Assange werde auch Körperverletzung zur Last gelegt. Zwei Frauen hätten sich am Freitag bei der Polizei gemeldet und entsprechende Vorwürfe erhoben.

+++ Wikileaks - die undichte Stelle des Internet +++

Aus dem Umfeld des Australiers wurden die Vorwürfe zurückgewiesen. „Man hat uns vor fiesen Tricks gewarnt. Nun haben wir den ersten“, hieß es in einer auf der Wikileaks-Seite veröffentlichten Botschaft aus dem Internet-Kurznachrichtendienst Twitter. Assanges Kollegin Kristinn Hrafnsson sagte, Assange weise die Vorwürfe als falsch zurück. „Es gibt mächtige Organisationen, die Wikileaks schaden wollen“, sagte sie. Assange hatte am vergangenen Wochenende in Stockholm angekündigt, „in einigen Wochen“ rund 15.000 weitere Afghanistan-Dokumente veröffentlichen zu wollen.

Wikileaks versteht sich als Plattform für die anonyme Veröffentlichung brisanter Geheimdokumente im Internet, um auf diese Weise Skandale zu enthüllen und Missstände aufzudecken. In den vergangenen Wochen erregte die Webseite international Aufsehen mit der Veröffentlichung zehntausender geheimer US-Unterlagen zum Afghanistan-Einsatz, die ihr von unbekannter Seite zugespielt wurden. Die Dokumente zeichnen ein dunkles Bild der Lage vor Ort.