Königin Beatrix besucht eines ihrer Stammhäuser, das Schloss Oranienbaum in Sachsen-Anhalt. Ihre Schwiegertochter Mabel soll Spionin gewesen sein.

Oranienbaum. Hoher Besuch wird heute in Oranienbaum erwartet. Die Einwohner der Kleinstadt in Sachsen-Anhalt freuen sich auf die Nachfahrin der berühmten Namensgeberin ihres Ortes. Königin Beatrix, 74, die zum Geschlecht der Oranier gehört, besucht das Schloss Oranienbaum.

An der Seite der niederländischen Monarchin wird auch Bundespräsident Joachim Gauck sein, wenn Beatrix eine der bedeutendsten niederländischen Design-Ausstellungen im Museum Schloss Oranienbaum eröffnen wird. Unter dem Motto "Dutch Design - Huis van Oranje. Exzellentes Handwerk am Hofe" werden 400 Exponate von 160 niederländischen Designern und Modeschöpfern gezeigt, arrangiert mit historischen und sehr persönlichen Stücken aus dem Königshaus. Zu sehen sind unter anderem Sessel, Lampen und Schmuck. Aber auch ein extravaganter Hühnerstall und eine Wiege aus dem Königshaus gehören dazu, ebenso wie Diademe und Geschirr aus dem 18. Jahrhundert. Die Schau findet bis zum 30. September in 50 Räumen statt. "Die Verbindung aus exzellentem Kunsthandwerk der Vergangenheit und der heute wieder aufkommenden Hinwendung zu richtig gutem Handwerk im Design, das macht die Ausstellung so einzigartig", sagt Wolfgang Savelsberg von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz.

Der Ort war ein Geschenk für Prinzessin Henriette von Oranien-Nassau

"Willkommen zur großen Sommerausstellung Exzellentes Handwerk am Hofe" wirbt seit Tagen ein riesiges Plakat an der Front des Schlosses Oranienbaum. Das barocke Gebäude östlich von Dessau ist bereit für den Besuch aus den Niederlanden. Es gilt als eines von vier europäischen Mutterhäusern der niederländischen Königsfamilie. 2004 war die Monarchin hier schon einmal auf den Spuren ihrer Ahnen gewandelt. Der sonst eher verschlafen wirkende Ort in dem zum Unesco-Welterbe zählenden Dessau-Wörlitzer Gartenreich präsentiert sich gern als "Das kleine Stück Holland in Sachsen-Anhalt". Nur wenige Meter vom Schloss entfernt steht das Wahrzeichen des Ortes, ein schmiedeeisernes Orangenbäumchen. Das Denkmal erinnert an die engen Verbindungen der rund 3300 Einwohner zählenden Stadt zu den Niederlanden.

Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637-1708) hatte nach ihrer Hochzeit mit Johann Georg II. von Anhalt-Dessau im Jahre 1659 den Ort Nischwitz von ihrem Ehemann geschenkt bekommen. Henriette zu Ehren wurde der Flecken Erde in Oranienbaum (Orangenbaum) umbenannt - da sie aus dem Geschlecht der Oranier stammte. Der Architekt Cornelis Ryckwaert schuf ab 1683 für die Prinzessin ein einzigartiges Ensemble aus Schloss, Park und Stadt nach niederländischem Vorbild.

Doch angesichts des jüngsten Schicksalsschlags für die Königsfamilie mischt sich auch Besorgnis unter die Vorfreude der Menschen. "Sie hat es als Mutter wirklich ganz schlimm getroffen", sagt eine Einwohnerin. Beatrix' zweitältester Sohn, Prinz Johan Friso, 43, war im Februar beim Skifahren in Österreich von einer Lawine verschüttet worden. Durch den Sauerstoffmangel erlitt er einen schweren Hirnschaden und liegt seitdem im Koma. Sein Zustand ist unverändert. Friso wird in London im privaten Wellington Hospital behandelt, das auf solche Fälle spezialisiert ist. Außerdem leben im nahe gelegenen Stadtteil Notting Hill seine Frau Mabel, 43, und die beiden Töchter, Luana, 6, und Zaria, 5. Regelmäßig besucht Beatrix mit ihrer Schwiegertochter den schwer kranken Friso im Krankenhaus.

Beatrix' Schwiegertochter war schon öfter in Skandale verwickelt

Nun behauptet laut "Bild"-Zeitung ein ehemaliger Top-Agent des niederländischen Geheimdienstes, dass die damals noch unverheiratete Mabel Wisse Smit nach ihrem Politikstudium für die "Firma" gearbeitet haben soll. Frits Hoekstra schreibt in seinen Memoiren "Der Dienst - der Inlandsgeheimdienst von innen", Mabel sei auf den ehemaligen Außenminister von Bosnien, Muhamed Sacirbey, angesetzt worden, um ihn auszuspionieren. Tatsächlich war die Bürgerliche in den 1990er-Jahren die Geliebte des bosnischen Politikers.

Aus dem niederländischen Königshaus gibt es keinen Kommentar, wie schon vor einigen Jahren, als herauskam, dass Mabel ein Verhältnis mit dem Drogenboss Klaas Bruinsma aus Amsterdam hatte, der 1991 erschossen wurde. Die meisten Niederländer reagieren auf die neuen Vorwürfe gegen Beatrix' Schwiegertochter gelassen. "Erst das Verhältnis mit einem Amsterdamer Gangsterboss, jetzt ihre angebliche Spionagetätigkeit: Da muss man nicht mehr allzu überrascht sein", sagte eine Holländerin.