Das Schicksal des im Koma liegenden Prinz Johan Friso bewegt die Niederlande. Die Königsfamilie muss jetzt über seine Zukunft entscheiden.

Amsterdam. Die Niederländer sorgen sich um ihren Prinzen Johan Friso. Nach einem Lawinenunfall in Österreich bleibt der zweitälteste Sohn von Königin Beatrix womöglich dauerhaft im Koma. Seine Frau, Prinzessin Mabel, und die Königsfamilie müssen nun über die Zukunft des im Volk beliebten Friso entscheiden. Am Donnerstag wurde der Prinz von Österreich nach London geflogen. Dort kam er in eine Spezialklinik. Man werde versuchen, mit der Rehabilitation zu beginnen, teilte das Königshaus mit. Friso werde optimal versorgt.

Vor zwei Wochen erlitt der Prinz bei seinem Lawinenunfall einen schweren Hirnschaden. Der 43-Jährige bleibt womöglich lebenslang im Koma. Der Sauerstoffmangel habe das Gehirn schwer geschädigt, teilten seine Ärzte mit. Eine Lawine hatte ihn beim Skifahren nahe Lech am Arlberg verschüttet. Selbst wenn er aus dem Koma aufwachen würde, werde seine Wiedereingliederung viele Monate dauern, wenn nicht gar Jahre, sagten die Ärzte.

In den Niederlanden war der Schock ob dieser Diagnose groß. Quer durch das politische Spektrum drückten Politiker der königlichen Familie ihr Mitgefühl aus.

Der Unfall hat eine Debatte über die Behandlung von Komapatienten angestoßen. Die einzige Reha-Klinik, das „Leijpark“-Klinikum in Tilburg, ist auf jüngere Patienten spezialisiert und behandelt nur Patienten, die jünger als 25 sind. Vincent Buitendijk von der Klinikverwaltung „Libra Zorggroup“ erklärt, warum: Das Gehirn höre ab dem Alter von 25 Jahren auf, sich zu entwicklen. Es gebe dann auch keine Regeneration von Gehirnzellen mehr, sagte Buitendijk der Online-Nachrichtenseite „NU.nl“.

Frisos Frau Mabel und der Rest der Familie müssen sich auch mit der schwierigen Entscheidung befassen, ob lebenserhaltende Geräte abgeschaltet werden sollen, falls die Behandlung keine Wirkung zeigt. Für die Königsfamilie wäre diese Entscheidung aufgrund ihres besonderen Status in der Öffentlichkeit wohl noch schwieriger als sie eh schon ist, meinen Beobachter. Passive Sterbehilfe, der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen, ist in Großbritannien und den Niederlanden möglich. In den Niederlanden dürfen Ärzte lebensverlängernde Maßnahmen aussetzen, wenn sie überzeugt sind, dass ein Hirntod vorliegt. Wird ein Patient künstlich beatmet, dann tritt der Tod bald ein. In England dagegen brauchen Ärzte nach Angaben der britischen Medizinervereinigung BMA die ausdrückliche Genehmigung der Familie des Patienten.

Auch in Deutschland kann passive Sterbehilfe zulässig sein, wenn sie dem mutmaßlichen oder in einer Patientenverfügung erklärten Willen entspricht. Bei Zweifeln müssen sich die Ärzte aber für das Leben entscheiden.

In Deutschland regt sich Kritik an der Sterbehilfe-Debatte. „Dass schon wenige Tage nach dem Unfall von Prinz Friso die Frage der Sterbehilfe für ihn öffentlich diskutiert wird, ist entsetzlich“, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Der Prinz habe zuallererst ein Anrecht auf Therapie und Fürsorge, sagte er. Friso müsse nun erstmal Zeit zur Rehabilitation gegeben werden, bevor über Sterbehilfe diskutiert werde.