Der schwere sexuelle Missbrauch von Grundschülerinnen schreckt die Öffentlichkeit auf. Inzwischen wurde ein dritter Übergriff auf ein Kind bekannt.

Berlin. Die Polizei hat in den schweren Missbrauchsfällen an Berliner Grundschulen bisher keine entscheidende Spur. Sie ermittelt inzwischen in einem dritten Fall wegen Nötigung. Bei dem Übergriff auf ein Mädchen bereits am 10. Februar vor einer Grundschule in Friedenau handele es sich jedoch nicht um sexuellen Missbrauch, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. „Es gab keine sexuellen Handlungen“. Unterdessen geht die Debatte weiter, wie die Sicherheitsmaßnahmen an Schulen erhöht werden können.

Es liege im Fall der Schule in Friedenau eine Anzeige wegen Nötigung vor: Ein Unbekannter habe das Kind vor der Schule gegen seinen Willen an die Hand genommen, so der Sprecher der Polizei. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung (Freitag) konnte sich eine Drittklässlerin durch Bisse und Tritte wehren und wegrennen. Die Polizei machte zum Alter und Geschlecht des Kindes keine Angaben.

Das Landeskriminalamt (LKA) geht nach Angaben der Staatsanwaltschaft den Ermittlungsansätzen, die sich aus DNA-Spuren an Körper und Kleidung der missbrauchten Achtjährigen an einer Grundschule in Wedding ergeben, intensiv nach, sagte Sprecher Martin Steltner. Ob das LKA dabei die Spuren mit Daten aus einer Sexualstraftäterdatei abgleiche, sagte der Sprecher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.

Am 1. März war eine Achtjährige von einem etwa 30-jährigen Mann auf eine Schultoilette an der Grundschule in Wedding gezerrt und dort vergewaltigt worden. Der Unbekannte hatte die Schülerin massiv mit einem Messer gegen den Hals bedroht. Dennoch konnte das Mädchen anschließend flüchten und Hilfe herbeiholen, sagte Steltner. Der Täter konnte anschließend flüchten. Warum blieb unklar.

Eine Woche später wurde ein sexueller Missbrauch an einer Schülerin an einer Gundschule in Frohnau angezeigt. Hier konnte nach Medienberichten eine Vergewaltigung dank des Auftauchens einer Freundin in den Toilettenräumen verhindert werden - die Mitschülerin schrie laut um Hilfe. Der Unbekannte ließ von seinem Opfer ab und flüchtete. Polizei und Staatsanwaltschaft geben keine Details zu den Missbrauchsfällen bekannt, weil es sich dabei um Täterwissen handele. Einen Zusammenhang zwischen allen drei Fällen schließen die Behörden wegen der unterschiedlichen Täterbeschreibungen aus.

Viele Grundschulen überprüfen derzeit nach Medienberichten ihre Sicherheit. Der Landeselternausschuss wies auf Sicherheitsmängel an den Schulen hin. Hausmeisterlogen seien aus Personal- und Geldmangel selten besetzt, sagte die Vize-Vorsitzende Petra Samani dem rbb-Inforadio. Zudem schlössen manchmal Türen nicht.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen seien aber auch problematisch, so Salmani. „Auf der anderen Seite ist es auch nicht so schön für Kinder, wenn sie jeden Morgen in einen Hochsicherheitstrakt gehen“ Das Geld solle lieber in Kurse investiert werden, in denen die Schüler lernten, wie sie sich in bedrohlichen Situationen verhalten und wie sie Hilfe holen könnten. Auf diese Weise könnten sich die Kinder auch auf dem Weg zur Schule besser selbst schützen.