Bielefeld. Zwei neue Jugend-studien alarmieren Forscher, Eltern und Lehrer. Fast die Hälfte aller Jugendlichen unter 25 Jahren leidet unter Leistungs- und Erwartungsdruck. Einer Emnid-Umfrage für die Zeitschrift "Brigitte Young Miss" zufolge fühlen sie sich überfordert. Zu schaffen macht ihnen außer dem Leistungsdruck von Schule, Studium oder Job auch der Erwartungsdruck von Freunden: Jeden Zweiten belastet es, "immer mithalten zu müssen, wenn es um Klamotten, Rauchen oder Alkohol geht". Wer - wie etwa die 14 bis 17 Jahre alten Mädchen - besonders leidet, kann Kopfschmerzen, Migräne und Magenschmerzen bekommen, im schlimmsten Fall Bulimie und Depressionen. Viele suchten Ausflucht in Alkohol und Drogen. Fast jeder Zweite würde lieber in einer weniger leistungsorientierten Gesellschaft leben. 52 Prozent beklagten zudem, dass der Erwartungsdruck "uns alle zu Einzelkämpfern macht". Daran knüpft auch die neue Shell-Jugendstudie an. Danach denkt die junge Generation in erster Linie an sich selbst. Die Zwölf- bis 25-Jährigen seien "sehr selbstbezogen" und auf den eigenen Vorteil bedacht, zitiert der "Stern" den Leiter der Studie, den Bielefelder Soziologen Klaus Hurrelmann. An Politik hätten Jugendliche wenig Interesse. Engagiert zeigten sie sich nur, "wenn sie selbst betroffen sind: Gegen Studiengebühren, Lehrermangel oder Sparmaßnahmen gehen sie auf die Straße". Von den großen politischen Themen blieben sie unberührt. Hurrelmann: "Wir müssen damit rechnen, dass nur 60 Prozent der Erstwähler bei der Bundestagswahl an die Urnen gehen werden." Die typische Frage der "Ego-Taktiker" ist: "Was bringt mir das?" Wichtig sei ihnen Spaß; genau wie ihre Eltern setzten sie aber auch auf Sicherheit und Leistung. Augenfällig der Wandel bei Mädchen: Für sie sei es "selbstverständlich, voll in Ausbildung und Beruf zu investieren". Der Ehrgeiz, es zu etwas bringen zu wollen, ziehe sich durch alle Schichten. "An den Realschulen und am Gymnasium haben die Mädchen die Jungs längst überrundet - in Noten wie in Abschlussquoten."