Heute Abend werden erstmals die Zahlen für den Eurojackpot gezogen. Sieben Nationen nehmen an der Lotterie teil

Helsinki. Das Glück wohnt in Helsinki. Jedenfalls für jene, die glauben, dass viel Geld glücklich macht. In der Hauptstadt von Finnland werden von heute an jeden Freitagabend sieben Zahlen gezogen, die sehr, sehr reich machen können: Auf bis zu 90 Millionen Euro kann der Eurojackpot anwachsen, der aus Einsätzen von Lottospielern aus sieben Nationen gespeist wird. Tipper aus den Niederlanden, Dänemark, Italien und Finnland sind ebenso dabei wie aus Estland, Slowenien - und Deutschland. Gut möglich, dass demnächst auch noch Spanien zur europäischen Tippgemeinschaft stößt. Die Westdeutsche Lotterie in Münster wertet in Zusammenarbeit mit Dänemark die Tippscheine aus und verkündet am späten Abend die Gewinner.

Zwölf Gewinnklassen sieht die Lotterie vor. Glück hat, wer bei fünf von 50 Zahlen und bei zwei von acht Zahlen richtig lag. Wer siebenmal richtig getippt hat, muss nicht mehr zur Arbeit gehen. Mindestens zehn Millionen Euro werden jeden Freitag ausgeschüttet. Wem das Glück besonders hold ist, erhält 90 Millionen Euro.

Gut möglich, dass sich die Esoteriker beim Eurojackpot bessere Chancen ausmalen, weil es hier nicht mehr um sechs Richtige geht, sondern um sieben. Schließlich haftet der Sechs in der Zahlenmystik etwas Böses an, während die Sieben eine Glückszahl ist. Die Kopfrechner dagegen vertrauen der Statistik. Während beim klassischen Spiel, bei dem sechs Zahlen aus 49 gezogen werden, die Chance auf den Hauptgewinn bei 1:139 Millionen liegt, verspricht der Eurojackpot eine Wahrscheinlichkeit von 1:59 Millionen.

"Für das herkömmliche Lottospiel müsste man 2,6 Millionen Jahre spielen, um den Jackpot zu bekommen", sagt der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Michael Adams, "für den Eurojackpot nur noch 1,1 Millionen." Prof. Adams, Direktor des Instituts für Recht der Wirtschaft der Universität Hamburg, gehört zum Fachbeirat Glücksspielsucht der Bundesländer, der den Eurojackpot abgelehnt hat, weil er seiner Ansicht nach eher süchtig macht als das alte Lottospiel. "Der hohe Eurojackpot", sagt er, "vernebelt die geringe Gewinnwahrscheinlichkeit."

Seit vergangenem Sonnabend füllen Europas Lottospieler Scheine aus, grübeln, diskutieren, ob sie sich bei den Zahlen am Hochzeitstag oder dem Geburtsdatum des Enkelkindes orientieren sollten - und hoffen. Bis heute Abend, 19 Uhr, können in Deutschland die Lottoscheine in allen Annahmestellen abgegeben werden. Zwei Euro kostet ein Tipp auf dem Lottoschein.

Viele träumen vom großen Glück. Doch was ist, wenn es kommt - und sich dann plötzlich in einen Albtraum verwandelt? Das Schicksal einiger Lottomillionäre kann nachdenklich machen. Da ist der Fall eines Kochs, 37, aus Boston (Massachusetts). Er hauchte wenige Tage nach dem Gewinn von 3,6 Millionen Dollar durch einem Herzinfarkt sein Leben aus. Der Stress habe ihn umgebracht, klagten seine Angehörigen. Seit seinem Gewinn sei er ständig von Finanzberatern und anderen Leuten belagert worden, die von ihm Geld haben wollten. Der prominenteste Fall aus Deutschland ist "Lotto-Lothar". Der Arbeitslose aus Hannover gewann 1994 umgerechnet zwei Millionen Euro. Er kaufte einen Lamborghini und widmete sich dann vor allem Alkohol, Partys und schönen Frauen. Fünf Jahre später war "Lotto-Lothar" tot. Auch Walter K. - 1956 einer der ersten deutschen Lotto-Gewinner - wurde nicht glücklich. Der Schausteller kaufte ein Hotel in Paris, lud seine Freunde ein und hängte ein Schild an die Tür: "Wegen Reichtums geschlossen". Er starb verarmt im Obdachlosenasyl.

Aber natürlich kann man mit Lottomillionen auch gesund und glücklich leben, sagt Glücksforscher Stephan Lermer. Man solle sich aber erst einmal eine Auszeit nehmen - um zu lernen, mit dem Geld umzugehen. Ein seriöser Finanzexperte und ein psychologischer Berater könnten helfen. Der Gewinner solle am besten auch anderen mal eine Freude machen und mit seinem Geld etwas bewegen. Sonst drohe das "Onkel-Dagobert-Syndrom", die Vereinsamung in der teuren Villa.

Das süße Nichtstun liegt übrigens auch nicht jedem: "Es gibt Zeiten, da wünsche ich mir, das Geld nie gesehen zu haben", klagte ein Schotte, der 1,4 Millionen Pfund gewonnen hatte. Zwei Monate später bewarb er sich wieder um einen Job: "Die Bezahlung ist nicht wichtig. Hauptsache, es gäbe was zu tun, außer im Pub zu sitzen."

Video: Wie funktioniert der Eurojackpot? www.abendblatt.de/eurojackpot