Die Polizei hat laut mehreren Berichten den mutmaßlichen Serienmörder von Toulouse überwältigt, er hatte sich für Stunden verschanzt.

Toulouse/Paris. Wirbel um die Überführung des Attentäters von Toulouse. Nach übereinstimmenden Medienberichten haben Französische Elitepolizisten am Mittwoch den mutmaßlichen Serienkiller überwältigt. Sowohl der TV-Nachrichtensender BFM wie auch das Magazin „Le Point“ berichteten über die Festnahme. Die genauen Umstände sind noch unklar – eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Der 24-jährige hatte der Polizei nach Angaben von Innenminister Claude Guéant seine Aufgabe am Nachmittag angekündigt. Der französische Innenminister Claude Guéant dementierte die Berichte über die Festnahme.

Die Staatsanwaltschaft kündigte eine wichtige Pressekonferenz für den Abend in Toulouse an. Präsident Nicolas Sarkozy, der am Nachmittag an einer Trauerfeier im nahe gelegenen Montauban teilnehmen will, traf nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP in der Nähe des Einsatzortes an.

Der Verdächtige hatte sich in einem Haus verschanzt und mindestens zwei Polizisten verletzt. Er steht in Verdacht, in Toulouse und Umgebung sieben Menschen getötet zu haben. In einem Wagen des festgenommenen Bruders sei Sprengstoff gefunden worden, berichtete BFM-TV unter Hinweis auf Ermittlerkreise.

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Abschied von den Opfern: Israel weint und zürnt

„Der Schmerz ist unerträglich. Das ganze israelische Volk weint.“ Das sagt der israelische Innenminister Eli Jischai bei der Beisetzung der Opfer von Toulouse in Jerusalem. Damit spricht er den Tausenden aus der Seele, die sich am Mittwoch auf dem Har-Hemenuchot-Friedhof versammelt haben. Sie erweisen Rabbiner Jonathan Sandler (30), seinen zwei kleinen Söhnen Gabriel (3) und Arieh (6) sowie der Tochter des Direktors der Schule in Toulouse, Miriam Monsonego (8), die letzte Ehre. Freunde müssen die Angehörigen stützen, Tränen fließen.

In den Schmerz mischt sich aber auch Zorn. „Das jüdische Volk steht wilden Tieren gegenüber, die unersättlich und von blindem Hass angetrieben sind“, sagt Parlamentspräsident Reuven Rivlin bei einer kurzen Ansprache. Die Verbrechen von Toulouse stünden in einer Linie mit den Anschlägen in den 1990er Jahren gegen die israelische Botschaft und das jüdische Kulturzentrum Amia in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, den Anschlägen in Mumbai 2008 oder den Morden an der Siedler-Familie Fogel vor einem Jahr in Itamar im Westjordanland. „Aber wir werden ihren Sieg nicht zulassen“, sagt Rivlin. Israel sei für den weltweiten Schutz von Juden zuständig.

An der Trauerfeier, zu der der strahlend blaue Frühlingshimmel nicht zu passen scheint, nimmt auch der französische Außenminister Alain Juppé teil. „Ein Angriff gegen Juden ist ein Angriff auf alle Franzosen“, sagt er Medienberichten zufolge. „Frankreich wird alles tun, um sicherzustellen, dass sich so eine unglaubliche Tragödie nie wiederholt.“ Die Morde hätten Frankreich im Herzen getroffen.

Das Fernsehen zeigt erschütternde Szenen von trauernden Angehörigen, die sich in ihrem Schmerz zu Boden werfen. Die schwangere Witwe Sandlers, der noch eine kleine Tochter geblieben ist, sitzt zusammengesunken in einem Rollstuhl. Ihr Zustand ist derart prekär, dass Ärzte sie von Frankreich aus begleiten.

Ein Sandler nahe stehender orthodoxer Jude beschreibt den Rabbiner schluchzend und auf Französisch als warmherzigen und großzügigen Mann. Sandler sei ein großartiger Lehrer gewesen. Der Chef-Rabbiner der sephardischen Juden, Schlomo Amar, bezeichnet die Morde als unbegreiflich und den Täter als „bösen Menschen“. „Gott wird Euren Tod rächen“, wird er zitiert. Aber Amar ruft auch dazu auf, stark zu sein: „Wir weinen, aber wir werden nicht verzweifeln“.

Mit Material von dpa, rtr und dapd