Im ganzen Land konnten die Menschen heute die Wintermäntel zu hause lassen. Nach dem bitterkalten Februar ist endlich der Frühling da.

Hamburg. Im Kalender steht der Frühling erst am nächsten Dienstag. Präzise am 20. März um 6.14 Uhr mitteleuropäischer Zeit ist astronomischer Frühlingsanfang, dann steht die Sonne genau im Zenit über dem Äquator. Aber schon vier Tage zuvor zaubert Hoch "Gulliver" in Deutschland Frühlingsstimmung. Bilderbuchwetter im ganzen Land mit Sonnenschein und blauem Himmel, dicke Wintermäntel können im Schrank bleiben. Im Südwesten freuten sich die Menschen am Freitag über einen Tag mit fast sommerlichen Temperaturen.

Auch am Sonnabend wird es nach der Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach frühlingshaft mild. Im Osten könne es noch mal Temperaturen von über 20 Grad geben, sagte Meteorologe Andreas Friedrich am Freitag. "Zum Sonntag hin macht aber Gulliver dann doch endgültig schlapp." Dann ist nur noch das südöstliche Bayern auf der Sonnenseite. Sonst regnet es bei acht bis 15 Grad.

Noch sind Bäume und Sträucher kahl, aber "der Natur gibt die Sonne jetzt einen kräftigen Schub", sagt Brigitte Klante, Agrarmeteorologin in Geisenheim im Rheingau. Die Knospen an den Obstbäumen schwellen, "da kann man richtig zugucken.“

Mit der wachsenden Tageslänge kommen die Vögel in Hochzeitsstimmung, auch wenn Schwalben als typische Frühlingsboten noch nicht gesichtet wurden: "Bei den Störchen gibt es intensive Balz, sie bessern jetzt ihre Horste aus und klappern ganz gewaltig“, sagt Matthias Werner von der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt. Wegen des milden Wetters seien die ersten schon im Januar aus Südeuropa zurückgekehrt – "so früh wie noch nie“. Vor der Februar-Kälte waren die Vögel noch einmal Richtung Süden geflüchtet.

+++ Ohne Jacke und barfuß - in Hamburg ist Frühling +++

Gefühlt war der Winter dieses Mal bitterkalt – aber die Statistik sagt etwas anderes. Insgesamt war er nämlich milder als im langjährigen Mittel. Extrem früh setzte die Haselblüte im Januar ein. Aber dann kamen zwei Wochen strenger Frost im Februar und brachten das Pflanzenwachstum zum Stillstand. Bei minus 20 Grad über mehrere Tage in weiten Teilen des Landes erfroren so manche Pflanzen in den Gärten, etwa mediterrane Kräuter wie Rosmarin oder Thymian. Wiesen wurden braun, weil das Gras dem Frost ohne schützende Schneedecke ausgeliefert war und die Halme erfroren. Nun werde es zügig wieder grün, sagt Agrarmeteorologin Klante. Insgesamt habe die Natur den Winter gut überstanden.

Mit dem astronomischen (kalendarischen) Frühlingsanfang endet auf der Nordhalbkugel der Erde die dunkle Jahreszeit. Von nun an werden die Tage länger, bis am 21. Juni der Sommer beginnt. Auf der Südhalbkugel ist es genau umgekehrt. Dort beginnt jetzt der Herbst, die Tage werden kürzer. Für die Meteorologen hat der Frühling schon Anfang März begonnen: Sie teilen die Jahreszeiten jeweils in volle Monate ein – das ist praktischer für die Statistik.