Wenn das Eis bricht und das erste Grün aufkeimt, scheint vieles möglich. Nicht nur die Pollen fliegen – auch die Gedanken.

Hamburg/Berlin. Nach einer kurzen Abkühlung bringt Hoch Harry den Frühling zurück. Während am Dienstag noch ein Tiefausläufer über den Norden Deutschlands zieht, steigen ab Mittwoch die Temperaturen auf Werte bis 21 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst am Montag mitteilte. Schon am kommenden Wochenende könnte ein Höhentief dem Frühlingswetter aber wieder ein Ende bereiten.

Am Dienstag ist es überwiegend heiter, im Norden zeitweilig auch stärker bewölkt. In Ostseenähe können ein paar Regentropfen fallen, sonst bleibt es trocken. Die Höchstwerte liegen zwischen 11 und 16 Grad. Auch in der Nacht zum Mittwoch bleibt es weitgehend trocken. Die Temperaturen gehen auf sechs bis null Grad zurück, in der Mitte und im Süden gibt es gebietsweise leichten Frost.

Am Mittwoch scheint häufig die Sonne, im Norden hingegen bleibt es gebietsweise stärker bewölkt. Es ist überwiegend trocken. Die Höchsttemperaturen erreichen 12 bis 18 Grad. Der Wind weht schwach bis mäßig, an der Küste auch frischer. Am Donnerstag ist es vielfach heiter und nur noch vereinzelt leicht bewölkt. Es bleibt überall trocken. Die Temperaturen erreichen zwischen 13 Grad an den Küsten und 21 Grad am Rhein. Es weht ein nur schwacher Wind.

Mit den steigenden Temperaturen erwachen auch wieder die Frühlingsgefühle - nicht nur bei den Menschen. In Hessen setzen die Betreiber der Zoos daher auf eine ungewöhnliche Methode: Verhütung für Tiere. Aus Platzgründen möchte der Frankfurter Zoo keinen Nachwuchs bei den Flusspferden.

Flusspferd Petra reißt bereitwillig ihr riesiges Maul auf. Jeden Morgen bekommt sie eine Pille verabreicht, groß wie ein Stück Seife. Die Nilpferddame verhütet. Die Gefühle von Petra und Maikel sollen ohne Folgen bleiben – und das nicht nur im Frühling. Platzmangel, fehlende Vermittlungsmöglichkeiten an andere Zoos oder Schutz vor Inzucht lauten die Argumente für Verhütung, die auch in hessischen Tiergärten betrieben wird.

Grundsätzlich gibt es dazu drei Möglichkeiten, wie der Direktor des Opel-Zoos in Kronberg im Taunus, Thomas Kauffels, sagt: Tiere trennen, Hormone verabreichen und Kastration oder Sterilisation. In Kronberg werden die Flusspferde nicht zusammengelassen, weil das Weibchen zu alt ist. Ansonsten wird im Opel-Zoo nicht verhütet, wie Kauffels betont.

Das Risiko sei auch bei Hormonen zu groß, einen irreversiblen Schaden anzurichten, sagt der Direktor. Dann könnte der Zoo seiner Aufgabe nicht mehr nachkommen, selbst erhaltende Populationen zu züchten. Bedenken hat Kauffels auch, was einen Eingriff in die Natur der Tiere – Brunft, Deckung, Tragzeit und Aufzucht der Jungen - betrifft. Er selbst sei im Opel-Zoo zum Glück noch nie in die Verlegenheit gekommen, keinen Platz zu haben oder die Tiere nicht vermitteln zu können, sagt Kauffels.

In anderen hessischen Tiergärten ist das Problem dagegen durchaus vorhanden. „Wir haben nicht unermesslich viel Platz, weil Anforderungen an Gehegegrößen zum Glück immer größer werden“, sagt Frank Velte, Zoopädagoge im Tierpark Vivarium in Darmstadt. Deshalb müsse die Fortpflanzung gesteuert werden. Im Vivarium sei das hauptsächlich bei den Vögeln der Fall.

So nehme man beispielsweise den Säbelschnäblern die Eier weg und ersetze sie um Gipsattrappen, damit der Bruttrieb erhalten bleibe. Das sei einerseits eine Platzfrage, andererseits eine Frage der Nachfrage anderer Zoos. Begehrt seien dagegen etwa die rosa Flamingos, die entsprechend in Darmstadt intensiv gezüchtet würden.

Mit Platz und mangelnder Vermittlungsmöglichkeit von etwaigem Nachwuchs begründet auch Karl Görnhardt, Abteilungsleiter im Tierpark Sababurg bei Kassel, dass die Leitwölfin bei den europäischen Wölfen sterilisiert wurde. Das sei aber der einzige Eingriff bei der Fortpflanzung. Grundsätzlich verfüge der 130 Hektar große Tierpark über großzügige Flächen für die dort vor allem gehaltenen europäischen Tierarten.

Im Frankfurter Zoo gibt es hingegen auch etliche Exoten – das Raumproblem wird dadurch nicht kleiner. „Es gibt halt in den Zoos, auch wenn wir eng zusammenarbeiten, nur einen begrenzten Platz“, sagt Säugetierkurator Thomas Wilms. „Und wir müssen da schon planen, dass wir die Bestände, die wir haben auch tiergerecht und der Art entsprechend unterbringen können.“ Vor dem Hintergrund sei etwa ein Eingriff in den Hormonhaushalt angemessen, wenn man wisse, dass die Methode keine Folgeschäden für das Tier habe.

Gerade bei hoch bedrohten Arten sei es eine Katastrophe, wenn die Tiere wegen hormoneller Verhütung langfristig steril blieben. Trotzdem ist auch bei seltenen Tieren zuweilen eine Steuerung der Fortpflanzung notwendig, wie der Biologe vor dem Gehege der Sumatra-Tiger erzählt, die er denn auch gleich als Beispiel anbringt. Schließlich könne es zu dem Problem kommen, dass eine genetische Linie zu stark vertreten ist. Stichwort „Inzest“. Um das zu vermeiden, könnten die Tiere problemlos getrennt gehalten werden.

Die Frage stellt sich in Frankfurt für die Tiger derzeit allerdings nicht. Zwei Jungtiere tummeln sich seit vergangenem Jahr im Gehege und Papa Iban hat auch schon im Warschauer Zoo für Nachwuchs gesorgt. Für die Flusspferde Petra und Maikel kommt das vorerst nicht infrage. „Wir haben überhaupt keinen Platz, da noch ein Jungtier zwischen zu haben“, sagt Wilms. Petra muss also weiter die Pille nehmen. (dpd/dapd)