Innenminister Stahlknecht hat einen Brandanschlag auf das Polizeirevier in Dessau-Roßlau verurteilt. Die Situation in der Stadt ist angespannt.

Dessau-Roßlau/Magdeburg. Unbekannte haben am frühen Mittwochmorgen einen Brandanschlag auf das Polizeirevier in Dessau verübt. Verletzt wurde bei dem Angriff niemand, sagte ein Polizeisprecher in Dessau-Roßlau. Die Täter hatten nach ersten Erkenntnissen einen Molotow-Cocktail gegen eine Seitentür des Reviers geschleudert. Eine Scheibe ging zu Bruch, und dichter Rauch drang in das Gebäude ein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt wegen schwerer Brandstiftung, wie Oberstaatsanwalt Christian Preissner in Dessau-Roßlau sagte. An eine Fassade des Reviers wurde laut Polizei zudem der Schriftzug „Oury Jalloh, das war Mord“ gesprüht.

Hintergrund könnten die noch immer heftigen Auseinandersetzungen rund um den Feuertod des Asylbewerbers in einer Zelle des Polizeireviers vor sieben Jahren sein. Die Straßen rund um dasGebäude wurden von der Polizei am Morgen weiträumig abgeriegelt. Experten des Landeskriminalamtes sicherten Spuren. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) machte sich im Revier ein Bild vom Ausmaß des Geschehens. Es wurden am Ort mehrere zertrümmerte Flaschen gefunden. Stahlknecht verurteilte den Angriff auf die Polizei.

Beamte, die nach dem Brandanschlag zusätzlich das Revier mit ihrem Funkstreifenwagen anfuhren, sollten den Angaben zufolge kurz vor dem Gebäude aufgrund von gezielt von Unbekannten ausgelegten Nägel - sogenannten Krähenfüßen - an der Weiterfahrt gehindert werden. Das Polizeiauto habe einen Reifenschaden. Die Situation in der Stadt Dessau-Roßlau gilt als angespannt, zumal auch ein Messerangriff auf einen Fußballer, der dadurch am Kopf lebensgefährlich verletzt worden war, für Schlagzeilen sorgte.

Sachsen-Anhalts CDU-Fraktionschef André Schröder sagte am Mittwoch in Magdeburg, der „feige Anschlag“ auf das Dessauer Revier reihe sich ein in Übergriffe auf die Polizei, wie etwa auch der Wurf einer Betonplatte auf Beamte jüngst in der Landeshauptstadt. Wer auf diese Weise die Polizei angreife, wolle auch den Staat treffen. Schröder forderte gründliche und schnelle Ermittlungen und bekräftigte die Initiative der CDU/SPD-Koalition, Strafen für politisch motivierte Taten verschärfen zu wollen.

Vor rund zwei Wochen war es am Rande einer Gedenkfeier für Jalloh in Dessau-Roßlau zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Auslöser war die Beschlagnahmung eines Plakats, auf dem der Spruch „Oury Jalloh, das war Mord“ stand. Es gab mehrere Verletzte, ein Dezernatsleiter der Polizeidirektion Ost wurde daraufhin von Stahlknecht versetzt.

Jalloh war am 7. Januar 2005 bei einem Brand in einer Polizeizelle im Dessauer Revier ums Leben gekommen. Die genauen Todesumstände gelten bis heute als ungeklärt. Der Asylbewerber aus Sierra Leone soll das Feuer selbst entfacht haben, obwohl er an Händen und Füßen gefesselt war. Er war in Gewahrsam genommen worden, weil er Frauen im Stadtgebiet belästigt haben soll. Ein damals auf dem Revier diensthabender Polizist muss sich derzeit vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. Er soll Jalloh bei dem Zellenbrand nicht rechtzeitig geholfen haben.