HafenCity. In der Deutschland-Zentrale der italienischen Kreuzfahrt-Gesellschaft Costa im Columbus-Haus laufen am Sonntag alle Anrufe von Reisenden, Angehörigen und Medienvertretern auf. Entsprechend reserviert gibt man sich in der HafenCity. Costa-Sprecherin Sarah Gorski bittet um Verständnis: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, eine Flut von Anfragen zu beantworten." Allein 15 Mitarbeiter seien damit beschäftigt, Angehörigen-Erkundigungen zu beantworten.

Seit Oktober 2011 befindet sich das Costa-Büro am Sandtorkai. Europas führende Kreuzfahrtgesellschaft hat hier ihre gesamten deutschen Aktivitäten gebündelt und beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter. Das am vergangenen Freitag verunglückte Schiff, die "Costa Concordia", gehört zu den größten Kreuzfahrtschiffen überhaupt. Es wurde 2006 gebaut und bietet in 1500 Kabinen Platz für insgesamt 3780 Passagiere. Die traditionsreiche italienische Reederei Costa Crociere ist seit Ende der 90er-Jahre in Besitz des US-amerikanischen Marktführers Carnival.

Die Branche boomt: 1,2 Millionen Passagiere in Deutschland buchten 2010 eine Kreuzfahrt auf hoher See. Das Geschäft hat sich zu einem Milliarden-Markt entwickelt, die Veranstalter von Hochsee-Kreuzfahrten, zum Beispiel Aida und Hapag-Lloyd, kamen 2010 auf einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro. Und die Branche erwartet noch goldenere Zeiten. "Der Markt ist noch sehr unterentwickelt in Deutschland", sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband. Inwieweit das Unglück das Wachstum bremst, ist unklar. Die European Cruiser Association, ein Verein für Passagiere und Crew-Mitglieder, wertet das Unglück als "schweren Schlag für die Branche".