Die Autorin sei gerne Schülerin dort gewesen. Auf der Jubiläumsfeier sprachen weitere Ex-Schüler über Fälle in ihrer Schulzeit.

Heppenheim. Die ehemalige Schülerin und Autorin Amelie Fried verteidigte die, durch den Missbrauchsskandal in katholischen Einrichtungen, in Verruf geratene Odenwaldschule. „Ich war hier sehr gerne Schülerin. Es war eine sehr schöne Jugendzeit“, sagte sie bei einer Podiumsdiskussion anläßlich des 100-jährigen Jubiläums des Elite-Internats. Gleichzeitig verurteilt sie die Übergriffe scharf. Die Odenwaldschule müsse beweisen, warum sie es wert sei, erhalten zu werden. „Die Schule hat eine Bringschuld“, sagte die 51-Jährige.

Die Schule hatte die Diskussion angesetzt, weil in den vergangenen sechs Wochen zahlreiche Missbrauchsfälle bekannt wurden. Die Schule spricht von rund 40 Opfern zwischen 1966 bis 1991. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt gegen elf Lehrer. Die Fälle gelten aber als verjährt.

In der Podiumsdiskussion machten neben Amelie Fried auch der Journalist Johannes von Dohnanyi (58), der Intendant Thomas Bockelmann (55) und der Geschäftsführer Quintus von Tiedemann (50) deutlich, wie schwer das Geschehene mitunter zu erklären ist. Tiedemann, der von sexuellen Annäherungen während seiner Schulzeit in den 1970er Jahren berichtete, beschrieb die Odenwaldschule als "traumatisch und wunderschön.“

Dass der frühere Schulleiter Gerold Becker Kinder missbrauchte, sei bekanntgewesen. „Das haben alle gewusst, definitiv“, sagte Tiedemann. Bockelmann ergänzte, Schüler hätten damals einen Reim geträllert: „Der Becker, der Becker, der findet Jungens lecker.“ Der heute 73 Jahre alte Reformpädagoge war von 1969 bis 1985 an der Privatschule. Er gilt als Hauptbeschuldigter und hat Übergriffe zugegeben.

Schulleiterin Margarita Kaufmann sagte zu Beginn der Veranstaltung: „Ich hoffe, dass der Prozess der Aufarbeitung mehr zusammenführt als er trennt.“ Das Geschehene sei unfassbar. „Aber die Odenwaldschule stellt sich.“