Nach Ansicht der früheren Bundesfamilienministerin fehle für die Entschädigung der Opfer an der Odenwaldschule das nötige Geld.

Heppenheim. Missbrauchsopfer der Odenwaldschule im südhessischen Heppenheim können nach Ansicht der früheren Bundesfamilienministerin Rita Süssmuth (CDU) vorerst nicht auf eine finanzielle Entschädigung hoffen. „Es fehlt nicht an der Bereitschaft dazu“, sagte Süssmuth am Montag nach einem Besuch der Schule. „Aber ich muss dann auch sagen, aus welchen Mitteln das Geld kommen soll.“ Die Schule selbst könne dies nicht bezahlen. „Das Problem der Entschädigung ist ungelöst.“

An dem Elite-Internat sind mehr als die bisher bekannten 50 Schüler zu Opfern sexuellen Missbrauchs geworden. In ihrem Abschlussbericht zu Übergriffen an der Reformschule würden „weitere Fälle hinzukommen“, sagte die Anwältin Claudia Burgsmüller. Sie ermittelt im Auftrag der Schule. Der Bericht solle im November vorliegen. Die Zunahme dürfte vermutlich aber nicht drastisch ausfallen.

Im ersten Bericht ging es um einen Zeitraum zwischen den 1960er Jahren bis Anfang der 1990er Jahre. Der Skandal hat seit März für großes Aufsehen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hatte etwa ein Dutzend Ermittlungsverfahren gegen Ex-Lehrer geführt, diese aber unter anderem wegen Verjährung eingestellt. „Wir müssen trotz Verjährung Wege der Entschädigung finden“, sagte Süssmuth weiter. Sie nannte als eine Möglichkeit „einen Ort der Stärke und der Hilfe“. Das sei „wichtiger als eine Entschädigung“.

Forderungen, die Reformschule aufgrund dieses Skandals zu schließen, erteilte Süssmuth eine klare Absage. Selbst dann sei nicht genügend Geld für die Opfer vorhanden. „Die Odenwaldschule ist außerdem ein notwendiges Schulangebot.“

Bei ihren Gesprächen hätten sich heutige Schüler außerordentlich positiv geäußert, schilderte die 73-Jährige. Sie gab deren Meinung mit folgenden Worten wieder:„Hier bin ich angenommen. Hier macht das Lernen Spaß. Die Lehrer kümmern sich um mich.“ Schulleiterin Margarita Kaufmann sagte, das Internat habe nicht nur einen neuen Vorstand . Auch der vor rund drei Wochen von ehemaligen Schülern gegründete Verein „Glasbrechen“ wolle sich um Betroffene kümmern. Zudem solle ein Verhaltenskodex verabschiedet werden. „Dieser wird von allen Mitarbeitern unterschrieben“, sagte Kaufmann. „Wir nehmen den Kinderschutz in Wort und Tat sehr ernst.“