Dänemarks beliebtes Staatsoberhaupt wird am Freitag 70 Jahre alt. Das Volk denkt, “sie ist so wie wir“. Deshalb wird die Monarchin geliebt.

Hamburg/Kopenhagen. Wenn Königin Margrethe II. am Freitag im Fredensborg-Palast ihren 70. Geburtstag feiert, wird sie Diadem und große Robe tragen. Im Alltag tritt Margrethe Alexandrine Tordhildur Ingrid II. mit kaum frisierten grauen Haaren und ungeschminktem Gesicht auf. Die kettenrauchende, manchmal fluchende Majestät hat sich nie verbiegen lassen. Sie stöckelt mit hohen Absätzen übers Kopfsteinpflaster, "fällt gelegentlich mit etwas eigenwilliger Garderobe auf", sagt der Hamburger Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert (73). "Sie stellt nicht nur eine glatte Fassade zur Schau." Dafür lieben sie die Dänen. "Die Menschen glauben, sie ist so wie wir."

Trotzdem würde der Experte nicht von einer Volkskönigin sprechen. "Dazu ist sie zu intellektuell." Die Regentin studierte Jura, Staatswissenschaft, Geschichte, Volkswirtschaft, Archäologie in Paris, Cambridge, Arhus und Kopenhagen. Sie spricht sieben Sprachen. Mit ihrem Mann, Prinzgemahl Henrik (75), einem gebürtigen Franzosen, hat sie Bücher ins Dänische übersetzt. Sie illustrierte die dänische Ausgabe von Tolkiens "Herr der Ringe", entwirft Theaterkostüme, Briefmarken und Bühnenbilder. Ihre Aquarelle hängen im Museum für Kunst in Kopenhagen und erzielen auf Auktionen Höchstpreise.

Die Königin lacht viel. Sie kann aber auch unwirsch werden. Seelmann-Eggebert erinnert sich an eine Begebenheit in der Dresdner Frauenkirche. "Margrethe zündete eine Kerze an und ein Fotograf rief: 'Hoheit, noch mal!' Sie reagierte ungehalten. Sie habe die Kerze aus innerer Überzeugung angezündet, nicht für die Presse", sagt der Experte.

Die Monarchin hat eine Vorliebe für Dackel. Als im Dezember 1993 Hofdackel Zenobia ausbüxte, strömten Hunderte Dänen in den Wald, um nach ihm zu suchen - vergeblich. Diese Geschichte zeigt, trotz ihrer Tragik, wie sehr das Volk seine Königin mag. Auch als im April 2008 vor Schloss Fredensborg Dackeldame Helike, Margrethes Lieblingshund, angefahren und schwer verletzt wurde, gab es in den dänischen Medien tagelang kaum ein anderes Thema. Und auf dem Kopenhagener Flughafen Kastrup hat man eigens für die königlichen Tiere einen Grünstreifen zum Gassigehen und Herumtollen geschaffen. Weil auch die Hunde vom Zoll das Fleckchen Rasen aufsuchten, wurde ein Schild aufgestellt, das einen gekrönten Dackel zeigt.

Es sind solche Anekdoten, die Margrethe so menschlich machen - und ihre souveräne Art, Krisen zu meistern. Zum Beispiel als Henrik sich 2002 auf sein Weingut Cayx nach Südfrankreich zurückzog, weil er sich nicht mehr vom Protokoll am Hof in den Schatten stellen lassen wollte. Margrethe fuhr ihm nach und versicherte, er sei ihre Nummer eins. "Die Rolle eines Prinzgemahls ist keine leichte", sagt Seelmann-Eggebert. "Margrethe II. hat immer zu ihm gehalten."

Die beiden hatten sich bei einem Essen in der Londoner Botschaft kennengelernt. Er war französischer Diplomat und sah blendend aus. Sie heirateten am 10. Juni 1967. 1968 kam Frederik (41), 1969 Joachim (40) zur Welt. Nicht immer war sie eine gute Mutter. "Meine Jungen haben früher oft gesagt, dass sie mich nicht genug gesehen haben", sagte sie in einer Biografie.

Im Hinblick auf ihren Geburtstag sind Spekulationen laut geworden, die Königin könne zugunsten von Frederik abdanken. "Vom Instrument der Abdankung machen in der Regel nur die Niederlande, Luxemburg und Liechtenstein Gebrauch", sagt Seelmann-Eggebert. "Dänemark hat keine Tradition dieser Art. Und auch mit dem Selbstverständnis von Margrethe scheint mir ein solcher Schritt unvereinbar." Sie selbst soll einmal gesagt haben: "Ich halte es wie die Kanarienvögel. Ich bleibe so lange auf der Stange, bis ich runterfalle."

ARD, 14.04., 23.30 Uhr: "Hurra für die Königin". Ein Porträt zu ihrem 70. Geburtstag von Rolf Seelmann-Eggebert