Der Vorsitzende des Frauennothilfe-Vereins Hatun & Can sitzt wegen Betrugsverdachts in U-Haft. Er soll Spenden privat ausgegeben haben.

Berlin. Wegen Betrugsverdachts sitzt der Vorsitzende des Berliner Frauennothilfe-Vereins Hatun & Can in Untersuchungshaft. Dies teilte der die Berliner Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Der Mann soll Spenden nicht für den Verein, sondern privat für Schmuck, Elektrogeräte und Urlaub in einem spanischen Fünf-Sterne-Hotel ausgegeben haben. Auch ein auf den Verein zugelassener Wagen der Oberklasse sei ausschließlich privat genutzt worden. Die Verlegerin und „Emma“-Chefredakteurin Alice Schwarzer hatte den Mann angezeigt, weil unklar war, wo ihre Spende von 500 000 Euro aus der RTL-Show „Wer wird Millionär“ geblieben war.

Der gemeinnützige Verein war nach dem Ehrenmord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü mit dem hehren Ziel angetreten, bedrohte Frauen vor Zwangsheirat oder Gewalt zu retten. Der Mord durch Sürücüs Bruder im Februar 2005 hatte bundesweit Entsetzen sowie eine Debatte über Parallelgesellschaften ausgelöst.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand liege der Betrugsschaden bei 114 000 Euro, berichtete die Staatsanwaltschaft. Der Mann soll allein verfügungsbefugt für den Verein gewesen sein. Nach Einschätzung der Ermittler bekamen nur wenige Frauen tatsächlich Hilfe - aber nicht durch den Verein, sondern durch andere Hilfsorganisationen wie etwa den „Weissen Ring“. Schon im Dezember 2009 waren bei einer Durchsuchungsaktion Vereinsunterlagen beschlagnahmt und der Luxuswagen sichergestellt worden.

Es ist nicht der erste Fall in der Hauptstadt, in dem ein gemeinnütziger Verein durch ihre Führungskraft ins Zwielicht geraten ist. Für bundesweit negative Schlagzeilen hatte auch die Maserati- Affäre bei der Obdachlosen-Hilfsorganisation Treberhilfe gesorgt.