Umweltaktivisten setzen erstmals Wasserkanonen gegen japanische Schiffe ein. Regierung in Tokio protestiert. Zuvor waren die Boote der Tierschutzorganisation schon zweimal gerammt worden.

Adelaide. Der Einsatz von Umweltaktivisten gegen japanische Walfänger in der Antarktis wird immer gefährlicher. In dieser Saison haben sich die Tierschützer und ihre Gegner schon drei spektakuläre Gefechte geliefert. Jetzt schossen die Mitglieder der Tierschutzorganisation Sea Shepherd erstmals zurück.

Die Besatzung des Fabrikschiffs habe nicht schlecht gestaunt, als die Tierschützer nach dem Beschuss aus einer Wasserkanone den Spieß umgedreht und mit einer noch stärkeren Kanone zurückgeschossen hätten, erklärte ein Sprecher der Tierschutzorganisation. "Ein paar Walfänger machten einen Hechtsprung zu den Türen der Brücke", teilte die Gruppe mit.

Die japanische Regierung reagierte wütend. Ein Sprecher der Fischereibehörde verurteilte den Einsatz von Wasserkanonen als "völlig unverzeihlich". Das Außenministerium legte einen offiziellen Protest bei den Regierungen der Niederlande und Togos ein, unter deren Flaggen die beiden beteiligten Sea-Shepherd-Schiffe "Steve Irwin" und "Bob Barker" fahren. Der Gründer der in den USA ansässigen Tierschutzorganisation, Paul Watson, erklärte, die Aktivisten hätten die Walfänger seit Sonnabend erfolgreich daran gehindert, auch nur einen der Meeressäuger zu fangen. "Wir haben vor, diese drei walfangfreien Tage in drei walfangfreie Wochen zu verwandeln." Offenbar machte das die Japaner so wütend, dass sie nicht nur zur Wasserkanone griffen.

Bereits am Wochenende war es zur Kollision eines Walfangschiffes mit einem Boot von Sea Shepherd gekommen. Dabei sei ein Loch in den Rumpf der "Bob Barker" gerissen worden, sagte Watson. Die "Bob Barker" hinderte die Walfänger daran, erlegte Tiere zur Verarbeitung auf ein größeres Schiff zu verladen. Das Boot habe hinter dem Fabrikschiff "Nisshin Maru" Position bezogen, sagte Watson. Vier japanische Schiffe hätten die "Nisshin Maru" dadurch nicht erreichen können und deshalb die "Bob Barker" umkreist. Eines habe das Boot der Tierschützer daraufhin gerammt. Das entstandene Loch werde bereits repariert.

Die japanische Fischereibehörde erklärte, das Boot der Tierschützer habe den Zusammenstoß verursacht. Die "Bob Barker" habe sich plötzlich der "Yushin Maru" genähert, und die Tierschützer hätten versucht, Flaschen mit Buttersäure auf das Fangschiff zu werfen. Die japanische Behörde sprach von einem Akt der Sabotage gegen die Walfänger. Die "Yushin Maru" sei bei der Kollision leicht am Rumpf sowie an der Reling beschädigt worden. Verletzt wurde niemand.

Bereits am 6. Januar war es zu einem ersten schweren Zwischenfall gekommen. Ein japanischer Walfänger hatte ein Sea-Shepherd-Schiff gerammt. Die "Ady Gil" war nach der Kollision, bei der ihr der Bug weggerissen wurde, gesunken. Die Besatzung konnte sich nur dank ihrer Überlebensanzüge retten.

Sea Shepherd versucht seit Jahren, die japanischen Walfänger zu stoppen und so die Meeressäuger zu schützen. Scharmützel mit Stinkbomben, Lärmpistolen oder Seilen zur Blockade von Schiffsschrauben sind dabei an der Tagesordnung. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, sich immer gefährlicher zu verhalten. Australien und Neuseeland, die für Rettungsaktionen in dem Gebiet verantwortlich sind, haben sowohl Japan als auch die Tierschützer zur Zurückhaltung aufgefordert.

Japan tötet jährlich etwa 1200 Wale in der Antarktis. Tierschützer und die Mehrheit der Mitgliedstaaten der Internationalen Walfangkommission verurteilen die Jagd im Südpolarmeer, das offiziell ein Walschutzgebiet ist. Sie werfen Tokio vor, unter dem Deckmantel der Forschung kommerziellen Walfang zu betreiben.