Bereits zum zweiten Mal gab einen Zwischenfall mit der Tierschutzorganisation “Sea Shepherd“. Unklar ist, ob es sich um einen absichtlichen Unfall handelte.

Sydney. Wie ein Zwischenfall in der Antarktis: Zum zweiten Mal seit Jahresbeginn ist es in der Antarktis zur Kollision eines japanischen Walfängers mit einem Boot der Tierschutzorganisation "Sea Shepherd" gekommen. Beide Seiten wiesen sich am Sonnabend gegenseitig die Schuld an dem Zwischenfall zu, bei dem niemand verletzt wurde. Die Tierschutzorganisation warf den Japanern vor, das Boot absichtlich gerammt zu haben. Bei der Kollision sei ein Loch in den Rumpf der „Bob Barker“ gerissen worden, sagte Gründungsmitglied Paul Watson. Die „Bob Barker“ hinderte Watson zufolge die Walfänger daran, erlegte Tiere zur Verarbeitung auf ein größeres Schiff zu verladen.

Das Boot habe hinter dem Fabrikschiff „Nisshin Maru“ Position bezogen, sagte Watson über Satellitentelefon. Vier japanische Schiffe hätten die „Nisshin Maru“ dadurch nicht erreichen können und deshalb die „Bob Barker“ umkreist. Eines habe das Boot der Tierschützer daraufhin gerammt. Das entstandene Loch werde bereits repariert, teilte die Organisation mit.

Die japanische Fischereibehörde erklärte, das Boot der Tierschützer habe den Zusammenstoß verursacht. Die „Bob Barker“ habe sich plötzlich der „Yushin Maru 3“ genähert, und die Tierschützer hätten versucht, Flaschen mit Buttersäure auf das Fangschiff zu werfen. Die japanische Behörde sprach von einem Akt der Sabotage gegen den Walfänger.

Auf von Sea Shepherd veröffentlichten Videoaufnahmen sind die „Bob Barker“ und die „Yushin Maru 3“ zunächst nebeneinander zu sehen, dann nähern sie sich einander an. Das japanische Schiff scheint abzudrehen, richtet sein Heck dann aber scharf gegen die „Bob Barker“. Die Aufnahmen wurden vom Schiff der Tierschützer aus gemacht. Die Kollision ist wegen Gischt nicht zu erkennen, allerdings ist ein schepperndes Geräusch zu hören, bevor sich die beiden Schiffe trennen.

Bereits am 6. Januar hatte ein japanischer Walfänger ein Boot der Sea Shepherd Conservation Society gerammt. Die „Ady Gil“ war nach der Kollision, bei der ihr der Bug weggerissen wurde, gesunken. Seit Jahren versucht Sea Shepherd, mit High-Tech-Schnellbooten japanische Walfänger zu stoppen und so die Meeressäuger zu schützen. Scharmützel mit Stinkbomben, Lärmpistolen oder Seilen zur Blockade von Schiffschrauben sind dabei an der Tagesordnung. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, sich immer gefährlicher zu verhalten. Australien und Neuseeland, die für Rettungsaktionen in dem Gebiet verantwortlich sind, haben sowohl Japan als auch die Tierschützer zur Zurückhaltung aufgefordert.

Japan tötet – offiziell zu wissenschaftlichen Zwecken – jährlich etwa 1.200 Wale in der Antarktis. Tierschützer sowie mehrere Mitgliedsstaaten der Internationalen Walfangkommission (IWC) wollen dies verhindern. Sie werfen Tokio vor, unter dem Vorwand der Forschung kommerziellen Walfang zu betreiben.