Die Auseinandersetzungen zwischen japanischen Walfängern und ihren Gegnern haben eine neue Stufe erreicht: In der Antarktis stieß gestern ein Fangschiff mit einem Hightech-Boot von Umweltaktivisten zusammen. Der Trimaran "Ady Gil" der Organisation Sea Shepherd verlor seinen Bug, die sechs Besatzungsmitglieder wurden gerettet.

Der Zwischenfall ereignete sich etwa 1300 Seemeilen südlich der tasmanischen Hauptstadt Hobart. Nach Angaben von Sea Shepherd ist die "Shonan Maru No. 2" plötzlich auf die 24 Meter lange "Ady Gil" zugesteuert und habe sie "mit voller Absicht" gerammt. Dabei sei ein 2,4 Meter langes Bugstück abgerissen. Die sechs Bootsfahrer, fünf Neuseeländer und ein Niederländer, konnte die "Bob Barker" an Bord nehmen, eines der drei Schiffe von Sea Shepherd.

Paul Watson, Gründer der Organisation, bezifferte den Schaden auf knapp zwei Millionen Dollar (1,4 Mio. Euro). Er warf den Walfängern vor, den Konflikt bewusst eskaliert zu haben. Die Crew der "Ady Gil" hatte das Walfangschiff mit Stinkbomben beworfen, um die Jagd auf die Meeressäuger zu behindern. Das japanische Walforschungs-Institut berichtete, die Aktivisten von Sea Shepherd hätten einen "grünen Laserstrahl" auf die Besatzung des Fangschiffes gerichtet und versucht, die Schiffsschrauben mit Seilen zu blockieren. Es warf der Organisation kriminelles Verhalten vor. Die japanische Fischereibehörde sprach von einem "extrem riskanten" Manöver der Walschützer, das die Besatzung der "Shonan Maru No. 2" gefährdet habe. Beide Seiten veröffentlichten Videoaufnahmen von dem Vorfall. Sie zeigen, wie beide Schiffe zusammenstoßen, während der Walfänger mit Wasserkanonen auf den Trimaran zielt.

Japan ignoriert das 1986 verhängte internationale Walfangverbot. Begründung: Das Töten diene wissenschaftlichen Zwecken. Walfleisch gilt in Japan als Delikatesse.

Video und Fotos im Internet: www.abendblatt.de/japan