Die mutmaßlichen Kinderhändler aus Amerika sollen sich in Haiti vor Gericht verantworten. Sie wollten das Land mit Kindern ohne Genehmigung verlassen.

München. Wegen des Verdachts auf Kindesraub ist am vergangenen Freitag in Haiti eine Gruppe von US-Bürgern festgenommen worden, die mehr als 30 haitianische Kinder außer Landes bringen wollte. „Die meisten Kinder haben vermutlich noch Familienangehörige,die das Erdbeben überlebt haben“, so Patricia Vargas, zuständig für die Arbeit von SOS-Kinderdorf in Zentralamerika, Mexiko und der Karibik und damit auch für das SOS-Kinderdorf Santo in der Nähe von Port-au-Prince. Bis zur Klärung der familiären Situation der Kinder werden sie im SOS-Kinderdorf bleiben.

Das SOS-Kinderdorf Santo hatte die Kinder am 30.1.10 aufgenommen. Im Gespräch mit den älteren Kindern habe sich herausgestellt, dass ihre Eltern noch am Leben seien. Die meisten der Kinder sind in schlechter körperlicher und seelischer Verfassung und wurden sofort medizinisch und psychologisch betreut. Ein nur wenige Monate altes Mädchen wurde wegen Unterernährung ins Krankenhaus gebracht.

Der Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf Deutschland, Prof. Dr.Johannes Münder: „SOS-Kinderdorf steht dafür, dass Kinder in ihrem jeweiligen Herkunftsland aufwachsen können und dort beheimatet sind. Insofern sprechen wir uns gegen verfrühte Adoptionsfreigaben nach dem Erdbeben auf Haiti aus, denn Adoptionen ins internationale Ausland sollen solange vermieden werden, bis jede Anstrengung unternommen wurde, das Kind mit der eigenen Familie zusammenzubringen. Gelingt dies nicht, sollten vor allem im eigenen Land angemessene Lösungen gefunden werden, die den internationalen rechtlichen Standards zur Betreuung von Kindern entsprechen.“

SOS-Kinderdorf Deutschland unterstützt die SOS-Kinderdorf-Arbeit in Haiti seit mehr als 30 Jahren und hat mithilfe von vielen Millionen Spenderinnen und Spendern u.a. die beiden SOS-Kinderdörfer in Santo und in Cap Haitién finanziert und so die langfristige und dauerhafte Beheimatung entwurzelter Kinder sichergestellt.