Großer Erfolg für die Hamburger Polizei. Der Entführer und Bankräuber war der meistgesuchte Verbrecher Deutschlands.

Hamburg

Neun Jahre dauerte seine Flucht durch Deutschland und Europa. Gestern Abend um 18.30 Uhr nahm sie in Hamburg auf der Reeperbahn ein jähes Ende.

Das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Hamburger Polizei überwältigte Gewaltverbrecher Thomas Wolf (56) vor dem "Café Lehmitz". Er leistete keinen Widerstand. Die Polizei in Frankfurt am Main hatte kurz zuvor den entscheidenden Hinweis bekommen, dass sich Wolf in der Hansestadt auf St. Pauli aufhält. Hamburger Zivilfahnder machten sich sofort auf den Weg - mit Erfolg.

Weitere Informationen zur Festnahme will die Polizei im Laufe des heutigen Tages bekannt geben.

"Wir freuen uns, dass damit eine jahrelange Fahndung erfolgreich zu Ende geht und Wolf von Hamburger Fahndern festgenommen werden konnte", sagte Polizeisprecher Ralf Meyer dem Abendblatt. Wolf wurde noch am Abend im Polizeipräsidium vernommen. Er soll vermutlich in den nächsten Tagen nach Frankfurt gebracht werden, wo die Ermittlungen bei der Soko "Wolf" zusammenlaufen.

Seine dramatische Flucht hatte Anfang 2000 begonnen: Von einem Hafturlaub kehrte der gebürtige Düsseldorfer nicht in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Moers-Kappellen in Nordrhein-Westfalen zurück, wo er eine 21-jährige Freiheitsstrafe u. a. wegen Bankraubes verbüßte. Es war der Beginn einer spektakulären Verbrechensserie, die die Polizei europaweit in Atem hielt. Zuletzt waren auf die Ergreifung von Wolf Belohnungen von 100 000 Euro ausgesetzt.

Kurz nach seiner Flucht aus der JVA Moers tauchte der Gewaltverbrecher in Hamburg auf und überfiel am 20. April 2000 die Commerzbank am Paul-Nevermann-Platz in Altona. Er erbeutete eine halbe Million Mark. Spätestens seit diesem Zeitpunkt war Wolf einer der meistgesuchten Verbrecher in Deutschland. Doch immer wieder narrte er die Polizei. Er beging mehrere Banküberfälle in den Niederlanden und in Belgien. Danach kehrte er nach Deutschland zurück. In den vergangenen Jahren lebte Wolf unter falschen Namen in Frankfurt. Acht Jahre, in denen er ein scheinbar bürgerliches Leben führte. Seine Freundin, mit der er zusammenlebte, ahnte nichts von seinem Doppelleben.

Am 27. März dieses Jahres schlug Wolf erneut zu. In Wiesbaden entführte er die Frau (44) eines leitenden Bankers, kassierte 1,8 Millionen Euro. Die Frau konnte sich unverletzt befreien. Wolf flüchtete nach Berlin, dann nach Norddeutschland.

Am 1. Mai wurde das Auto von Wolf in Niedersachsen entdeckt. Anwohner fanden den silberfarbenen Golf in einem Waldstück in der Nähe von Harpstedt (Kreis Oldenburg). Wolf hatte das Fahrzeug nach Angaben der Polizei im weichen Untergrund festgefahren und dann fluchtartig verlassen. Zuvor war der 56-Jährige in einem Waldstück im Kreis Oldenburg von Jägern aufgeschreckt worden. Er hatte sich auf einem Hochsitz versteckt und flüchtete Hals über Kopf. Danach tauchte er in Hamburg unter. Wolf hat Verwandte in der Hansestadt. Hier muss er sich sicher gefühlt haben. Die Fahnder entdeckten ihn beim Reeperbahn-Bummel.