Zynisch oder einfach nur unbedacht: Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi (72) hat die Lage der obdachlos gewordenen Erdbebenopfer in den... Bilder zu der Katastrophe. Berlusconis Sprüche: Eine Auswahl.

Rom. Zynisch oder einfach nur unbedacht: Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi (72) hat die Lage der obdachlos gewordenen Erdbebenopfer in den Abruzzen mit einem Campingurlaub verglichen. Den in Zeltlagern untergebrachten Menschen fehle es an nichts, sagte er dem Fernsehsender NTV bei einem Besuch einer Zeltstadt. Sie hätten warmes Essen und medizinische Versorgung. "Natürlich" sei ihre Unterbringung "absolut provisorisch, aber man muss es eben nehmen wie ein Campingwochenende".

Am Dienstag hatte Berlusconi in L'Aquila den Menschen, deren Häuser zerstört wurden oder nicht mehr bewohnbar sind, eine "Auszeit" an der Adria-Küste auf Staatskosten empfohlen, während der Staat eine Liste der beschädigten Häuser anlege. Etwa 3000 Obdachlose sind an der nahen Küste bereits in Hotels und Pensionen untergebracht. Die linke Zeitung "L'Unità" fasste die Äußerungen des Milliardärs und Medienzars so zusammen: "Geht ans Meer, ich zahle alles." Dabei fehlt Italien offenbar Geld, um die Opfer angemessen zu versorgen. Am Mittwoch bat die Regierung die EU-Kommission in Brüssel um finanzielle Unterstützung.

Die rund 17 000 Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, dürften ihre Lage ohnehin nicht so locker sehen, wie Berlusconi es vorschlägt. In dem Abruzzen-Dorf Onna steht zum Beispiel fast nichts mehr, 40 der 300 Einwohner sind tot. "Es sieht so aus, als ob alle jungen Menschen getötet wurden", sagt Rita Colaianni (34). Insgesamt stieg die Zahl der Toten am Mittwoch auf 260.

Papst Benedikt XVI. (81) will schon bald die Erdbebenregion besuchen. "Der Papst teilt eure Leiden und Sorgen", wandte er sich bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz an die Betroffenen. "Ich hoffe, euch so bald wie möglich zu besuchen." Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche lobte zudem die Großzügigkeit der Italiener angesichts des schlimmsten Erdbebens seit 30 Jahren: "Diese Solidarität ist wichtig, um solch eine schwere Prüfung zu bestehen." Zu den vielen Spendern gehört auch Madonna (50). Die US-Popdiva mit italienischen Wurzeln hat eine "beträchtliche Summe" überwiesen. Sie sei froh, den Menschen in einer Gegend, aus der ihre Vorfahren stammten, zu helfen.