Der Täter trug eine rote Clownsperücke. Er wurde nach kurzer Flucht von der Polizei gestellt.

Brüssel. Entsetzen in Belgien: Ein Amokläufer hat am Freitag ein Blutbad in einer Kinderkrippe angerichtet.

Der 20 Jahre alte Mann mit weiß geschminktem Gesicht, schwarz umrandeten Augen und einer knallroten Clownsperücke auf dem Kopf stürmte am Morgen mit einem 30 Zentimeter langen Messer in den Hort "Fabeltjesland" (Märchenland) in Dendermonde, 30 Kilometer nordwestlich von Brüssel. Wie von Sinnen stach er um sich, tötete zwei Kinder und eine Erzieherin. Außerdem verletzte er zehn weitere Kinder und drei Frauen.

Staatsanwalt Christian Du Four: "Das war ein brutaler Angriff. Alle Kinder hatten zahlreiche Stichwunden an Armen, Beinen und am gesamten Körper." Die zehn verletzten Kinder hätten alle operiert werden müssen, befänden sich aber außer Lebensgefahr.

"Überall war Blut, es war ein schreckliches Gemetzel", beschrieb der stellvertretende Bürgermeister Theo Janssens das Drama. Innenminister Guido De Padt: "Ich bin völlig fassungslos, meine Gedanken gelten nun in erster Linie den Eltern, die diese Hölle durchmachen müssen."

Noch am Nachmittag eilte auch das belgische Thronfolgerpaar, Prinz Philippe (48) und Prinzessin Mathilde (36), an den Unglücksort. Die beiden sprachen mit Helfern, Eltern und Betreuern.

Unter den Opfern sollen auch Babys sein, die in ihren Betten schliefen. Der Täter war gegen zehn Uhr morgens mit dem Fahrrad vorgefahren, berichteten Zeugen. Zum Zeitpunkt des Dramas befanden sich 18 Kinder im Alter bis zu drei Jahren und sechs Betreuerinnen in der Kinderkrippe. Als der Amokläufer durch die Küche in die Tagesstätte eindrang, schöpfte zunächst niemand Verdacht, weil alle glaubten, der "Clown" sei für die Kinder bestellt worden. Der Messerstecher lief erst in einen Raum, wo die Babys in ihren Betten lagen und dann in das Nebenzimmer zu den Kleinkindern. Dabei, so die Ermittler, "stach er auf alle ein, denen er begegnete". "Er verhielt sich wie ein Verrückter", sagte eine Kindergärtnerin hinterher. Zwei Betreuerinnen versuchten, den Wahnsinnigen zu stoppen, und stürzten sich auf ihn, um ihn zu entwaffnen. Eine bezahlte ihren Mut mit dem Leben, die andere überlebte schwer verletzt.

Das Motiv für das Massaker ist unklar. Berichte belgischer Medien, wonach der Täter psychisch krank und kürzlich aus einer psychiatrischen Anstalt geflohen sei, bestätigte die Staatsanwaltschaft nicht.

Vor der Krippe, wo sich die geschockten Eltern versammelten, herrschten Chaos und Panik. "Das Entsetzen ist enorm", sagte Piet Buyse, Bürgermeister der flämischen Kleinstadt mit rund 43 000 Einwohnern. Nach der Messerattacke flüchtete der Täter auf seinem Rad. Die Polizei setzte Hubschrauber und Spürhunde ein und konnte ihn schnell fassen. Sein blutverschmiertes Messer hatte er noch im Rucksack.

Bei der Vernehmung schwieg er. Der Staatsanwalt Freitagabend: "Er sagt nichts. Er lacht nur ab und zu." Fest steht: Der Amokläufer ist Belgier, stammt aus der Region und ist bisher nicht polizeibekannt. Bei der Tat stand er nicht unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol.