Großbritannien feiert seine Königin. Auf dem Höhepunkt ihrer Popularität dankt das Volk der Monarchin für 60 Jahre Dienst an der Allgemeinheit.

London. Die britische Königin Elizabeth II. hat sich von den Feierlichkeiten zu ihrem 60. Thronjubiläum „tief berührt“ gezeigt und sich in einer Radio- und Fernsehansprache bedankt. „Die Veranstaltungen, an denen ich zu meinem Diamantenen Thronjubiläum teilnehmen durfte, waren tief berührende Erfahrungen“, sagte die 86-Jährige in der im Buckingham Palast in London aufgezeichneten Rede. „Es hat mich sehr gerührt, zu sehen, dass so viel tausende Familien, Nachbarn und Freunde in so einer fröhlichen Atmosphäre zusammen gefeiert haben.“

Die Ansprache sollte zeitgleich im Vereinigten Königreich und im Staatenbund Commonwealth ausgestrahlt und auf den Kanal des Königshauses bei der Internet-Videoplattform YouTube gestellt werden.

Die Queen bedankte sich auch im Namen ihres erkrankten Mannes, Prinz Philip (90), bei allen, die an der Organisation der viertägigen Feierlichkeiten beteiligt waren. „Das war wirklich eine Herausforderung“, sagte sie.

Sie hoffe, dass die Erinnerungen an die vielen „glücklichen Erlebnisse dieses Jahres“ den Menschen noch lange in Erinnerung bleiben und ihr Leben erhellen würden. Sie selber werde die Güte und Freundlichkeit, die ihr in Großbritannien und im Commonwealth entgegen gebracht werde, immer sehr hoch schätzen und Inspiration daraus ziehen.

Außerhalb ihrer traditionellen Weihnachtansprache hält die Queen nur unregelmäßig Reden im Fernsehen. So sprach sie im Februar 1991 mit Bezug auf den Golfkrieg zur Nation. 1997 richtete sie sich nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana an die trauernden Massen, die tagelang ein Wort von ihr erwartet hatten.

Auch das Volk dankt

Doch auch das britische Volk hat sich bei seiner Königin bedankt und Elizabeth II. zu ihrem Diamantenen Thronjubiläum einen gigantischen Beweis der Loyalität erbracht. Zum Abschluss der viertägigen Feierlichkeiten jubelten am Dienstag zu den Klängen der Nationalhymne Hunderttausende Menschen vor dem Buckingham Palast der Queen zu.

Sie zeigte sich der Öffentlichkeit gemeinsam mit Sohn und Thronfolger Charles und dessen Frau Camilla sowie Charles' Söhnen William und Harry nebst Herzogin Kate - den nächsten beiden Generationen auf dem Thron. Beim traditionellen Familienfoto auf dem Balkon des Palastes in London fehlte Prinzgemahl Philip, seit fast 65 Jahren mit der Königin verheiratet. Er war am Vortag mit einer Blasenentzündung in ein Krankenhaus gebracht worden. Es gehe ihm aber wieder besser.

Deshalb war auf dem Weg vom Mittagessen im historischen Parlamentsgebäude Westminster Hall zurück zum Buckingham Palast ein Platz in der offenen Staatskutsche State Landau frei geblieben.

Die Queen - in einen hellen Mantel mit mintgrünem Chiffonband gehüllt - saß bei leichtem Regen mit Charles und Camilla in dem von sechs Schimmeln gezogenen Wagen. Dahinter fuhr die nächste Generation: William mit seiner Frau Kate und seinem jüngeren Bruder Harry.

Die Queen habe die Menschen glücklich gemacht, und sei Vorbild für andere, sagte der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, bei einem Dankgottesdienst am Vormittag. 2300 geladene Gäste hatten sich in der St. Paul's Kathedrale versammelt, darunter auch Premierminister David Cameron. In der Kirche hatten 1981 ihr Sohn Charles und seine erste Frau Diana geheiratet.

„Die Queen hat bei allen öffentlichen Verpflichtungen und wenn andere zufrieden waren immer Freude gezeigt“, sagte der Erzbischof. „Sie hat ihr Volk glücklich gemacht.“ Die Untertanen bestätigten die These auf den Straßen. „Elizabeth, the Great“ (“Elizabeth, die Große“), stand auf einem der Transparente.

Am Dienstag trübte erneut Regenwetter das Open-Air-Spektakel in London. Bereits am Sonntag war eine spektakuläre Schiffsparade auf der Themse beinahe am schlechten Wetter gescheitert. Prinz Philip hatte sich dort schwer erkältet.

Das Jubiläumsjahr könne die Menschen Großbritanniens dazu anspornen, dem Beispiel der Queen zu folgen und Menschen selbstlos zu helfen, sagte der Bischof. „Eine lebenslange Verpflichtung einzugehen, ist ein großes Risiko, ein aufwendiges Unternehmen“, sagte Williams. Die frühe Entscheidung der Königin, ihr Leben ihrem Volk zu widmen, habe diese während der sechs Jahrzehnte ihrer Regentschaft „ergeben, ruhig und großzügig“ ausgefüllt.

Die 86 Jahre alte Elizabeth feierte an der Seite ihrer Kinder und Enkelkinder und zusammen mit 2300 geladenen Gästen aus Politik und Gesellschaft den Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst und einem Empfang fuhr die Königin zu einem festlichen Mittagessen im britischen Parlamentsgebäude.

Am Abend vorher hatten vor und auf dem Buckingham Palast Superstars ein spektakuläres Popkonzert zu Ehren der Jubilarin gegeben. Mit dabei war fast alles, was in der britischen Musikbranche Rang und Namen hat: Paul McCartney, Elton John, Robbie Williams, Tom Jones, Shirley Bassey, Cliff Richard und außerdem internationale Stars wie Stevie Wonder, Grace Jones und Kylie Minogue.

Der Platz vor dem Palast hatte sich in eine riesige Konzertarena verwandelt. Die Karten waren an ausgewählte Hilfsorganisationen verteilt und verlost worden. Entlang der Prachtstraße The Mall, im Hyde Park und an anderen Stellen versammelten sich Hunderttausende vor großen Bildschirmen.

Die Queen und ihre Familie haben in den vergangenen Tagen einen Feiermarathon hingelegt. Am Sonntag gab es eine Schiffsparade auf der Themse mit 1,25 Millionen Zuschauern. Am Montag wurden rund um den Globus zu Ehren der Queen in Ländern des Staatenbundes Commonwealth und in Großbritannien 4200 Leuchtfeuer entzündet.

Abgefeiert ist das Jubiläum aber noch nicht. Die Queen will in den kommenden Wochen ihre im Frühjahr begonnenen Reisen durch ihr Land fortsetzen. Zudem übernehmen ihre engsten Verwandten Auslandsbesuche in die Staaten des Commonwealth für sie.

Elizabeth war nach dem frühen Tod ihres Vaters am 6. Februar 1952 Königin geworden. Nur ihre Ur-Urgroßmutter, Queen Victoria, regierte bislang mit fast 64 Jahren länger als sie.

Prinz Philip geht es wieder besser

Die Feiern zum Thronjubiläum seiner Frau, der britischen Königin Elizabeth II., musste Prinzgemahl Philip im Krankenhaus am Bildschirm verfolgen. „Er hat sich alles im Fernsehen angeschaut“, sagte Prinz Edward, der dritte und jüngste Sohn des 90 Jahre alten Prinzen und der Queen, am Dienstag zu Journalisten, nachdem er seinen Vater im Krankenhaus besucht hatte. „Es geht ihm besser, er braucht aber noch Ruhe.“

„Prinz Philip ist bester Laune und in Form“, sagte Edwards Frau Sophie. Auf die Frage, wie sich die Queen während der Feierlichkeiten ohne ihren Mann gehalten habe, erklärte Edward: „Sie war tapfer, hat ihn aber natürlich vermisst.“