Grimsvötn, aktivster Vulkan Islands, spuckt Asche in die Atmosphäre. Rauchkegel ist 20 Kilometer hoch. Flugverbote im Umkreis von 220 Kilometern.

Reykjavik. Gut ein Jahr nach dem Chaos im europäischen Luftverkehr wegen Aschewolken über Europa ist in Island erneut ein Vulkan ausgebrochen. Der Grimsvötn spuckte am Sonnabend eine riesige Wolke mit Rauch und Asche 20 Kilometer hoch in die Atmosphäre. Ein Augenzeuge berichtete, die Rauchwolke sei schnell mehrere tausend Meter in den Himmel gewachsen.

Die Behörden erließen eine Flugverbotszone im Umkreis von mehr als 220 Kilometern. Nach Angaben des isländischen Wetterdienstes zieht die Wolke nach Norden und sollte zumindest einen Tag lang nicht für Behinderungen im europäischen Luftverkehr sorgen.

Bei der Sperrung des Luftraums handele es sich um eine Routinemaßnahme, teilte eine Sprecherin der Luftverkehrskontrolle mit. Die Rauchwolke habe die Flughöhe von Passagierflugzeugen erreicht und es seien Maßnahmen eingeleitet worden, um den Flugverkehr südlich der Flugverbotszone vorbeizuleiten, sagte sie. Die vergangenen Ausbrüche des Grimsvötn hatten keinen großen Einfluss auf den Flugverkehr.

"Es kann ein großer Ausbruch werden, aber es ist unwahrscheinlich, dass er wie im vergangenen Jahr wird“, sagte der Geologe Hjorleifur Sveinbjornsson. Vor gut einem Jahr hatte der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull unter dem Eyjafjalla-Gletscher in Island für ein tagelanges Chaos im europäischen Luftverkehr gesorgt. Damals wurde der Luftraum in vielen Ländern gesperrt.

Páll Einarsson, Geophysiker an der Universität von Island, bezeichnete den Ausbruch im vergangenen Jahr aber als seltenen Vorfall. Die Asche des Eyjafjallajökull sei sehr fein gewesen. "Die Asche des Grimsvötn ist gröber und deshalb ungefährlicher, weil sie viel schneller auf die Erde zurück sinkt und nicht so lange in der Luft bleibt wie bei der Eruption des Eyjafjallajökull“, sagte er. Ein Flugzeug der isländischen Küstenwache mit Wissenschaftlern an Bord soll über den Vulkan fliegen und die Lage erkunden.

Gerät Vulkanasche in die Flugzeugtriebwerke, können sie beschädigt werden und sogar ausfallen. Die Fluggesellschaft Icelandair geht nach eigener Mitteilung nicht davon aus, dass der Luftverkehr eingeschränkt wird.

Grimsvötn ist aktivster Vulkan der Insel

Der Grimsvötn liegt unter dem Vatnajökull-Gletscher. Nach der Entdeckung von Schmelzwasser hatten Experten seit November einen weiteren Ausbruch des Vulkans erwartet. Wie dramatisch die Auswirkungen des Ausbruchs noch werden, hängt unter anderem davon ab, wie lang die Eruption andauert und wie hoch die Aschewolken in die Luft geschleudert werden. Auch die Windrichtung spielt eine Rolle.

Zuletzt brach der Grimsvötn 2004 aus und schleuderte eine 13 Kilometer hohe Aschewolke in die Atmosphäre. Der Vulkan ist der aktivste in Island und liegt unter dem größten Geltscher Europas, dem Vatnajökull. Beim letzten Ausbruch mussten Transatlantikflüge umgeleitet werden. Flughäfen wurden damals nicht geschlossen. (rtr/dapd)