Hamburg. Geldgeber kündigen Rettungsplan für den insolventen Eishockeyclub an, verraten ihn aber nicht. Christoph Schubert kassiert Absagen.

Es herrschte Geheimhaltungsstufe eins am Mittwochabend. An einem geheimen Ort tagte eine unbekannte Anzahl an Sponsorenvertretern, um ein Rettungskonzept für die insolventen Crocodiles Hamburg zu erstellen. Rund um den 6:4-Sieg der Eishockeymänner gegen die Moskitos Essen hüllten sich alle Beteiligten in Schweigen. Lediglich die Ankündigung, dass etwas am Donnerstag verkündet werden soll, ließen sich die Teilnehmer nebulös entlocken. Spannung pur. Die Rettung? Ein konkreter Plan, Eishockey in Farmsen zu retten?

Umso erstaunlicher war das, was um 14.33 Uhr via Pressemitteilung unter dem Hashtag „RettetdieCrocos“ auf neun (!) Zeilen verkündet wurde. Nämlich gar nichts. „Unter diesem Motto haben sich einige Sponsoren der Crocodiles Hamburg am gestrigen Mittwoch, dem 02.01.2019, getroffen, um nach möglichen Lösungen für die Rettung der Hamburger Eishockeymannschaft zu suchen. Dabei wurden erste Lösungsansätze erarbeitet. Das erarbeitete Konzept wird in Kürze finalisiert und dann auch den nicht anwesenden Sponsoren vorgestellt. Diese sind natürlich auch eingeladen, sich an der Rettung zu beteiligen“, hieß es.

Schweigegelübde von Sponsoren und Clubspitze

Die Crocodiles versteigern und verlosen Retter-Shirts.
Die Crocodiles versteigern und verlosen Retter-Shirts. © HB-Fotografie

Details über das Konzept? Fehlanzeige. Nachfragen waren auf Abendblatt-Anfrage nicht erwünscht. Lediglich ein Zitat von Geschäftsführer Christian Schuldt (34) wurde vom Club verbreitet. „Alle Teilnehmer waren optimistisch, dass zusammen mit der Spendenaktion, die sich dank der Fans, der Leistung der Mannschaft auf und abseits des Eises sowie allen weiteren Unterstützern bislang positiv entwickelt, eine Lösung zum Erhalt des Eishockeysports in Hamburg erreicht werden kann“, so Schuldt.

Darüber hinaus haben sich die Sponsoren und die Crocodiles-Führung ein Schweigegelübde auferlegt. Wie so oft in den vergangenen Wochen ...

Christoph Schubert handelt sich Absagen ein

Die defensive Haltung der Sponsoren überrascht indes, schließlich missfielen nach Abendblatt-Informationen einigen Geldgebern in den vergangenen Wochen die fehlende Transparenz sowie die Geheimniskrämerei in der Kommunikation der Führungsetage rund um die Planinsolvenz der Crocodiles. Zumal die Zeit gegen die Verantwortlichen spielt.

Innerhalb der nächsten zwölf Tage müssen die Crocodiles 200.000 Euro zusammenbekommen, um die Oberligasaison beenden zu können. Bislang kamen 72.512 Euro durch Spenden der großzügigen Fans zusammen. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Power verzichteten im vorletzten Heimspiel auf ihr Honorar, das stattdessen auf das Spendenkonto eingezahlt wurde. Zudem wurden von Torhüter Kai Kristian und Ehefrau Bianca designte und hergestellte Retter-T-Shirts in der Halle verlost und im Internet versteigert. Kapitän und Aushängeschild Christoph Schubert ließ mit der Hamburger Produktionsfirma Blackpeach Media einen Retterfilm produzieren und führte Gespräche mit potenziellen Geldgebern im In- und Ausland. Die Resonanz: Absagen aufgrund der undurchsichtigen Situation.

Doch all das zeigt: Anhänger und Spieler geben Vollgas, um das Projekt am Leben zu erhalten. Seit Bekanntwerden des Planinsolvenzverfahrens konnten die Profis sechs ihrer acht Spiele gewinnen. Das leidenschaftliche Eishockey der Mannschaft von Jacek Plachta wurde von den Fans am Mittwoch mit Ovationen gefeiert.

Mannschaft betreibt Werbung für Eishockey

Auch wenn sich die Profis wünschen, besser über die aktuellen Geschehnisse informiert zu werden, demonstrieren sie, dass sie die Crocodiles nicht im Stich lassen wollen. „Wir wollen mit Leistung zeigen, dass es sich lohnt, in uns zu investieren“, sagt Stürmer ­Patrick Saggau. „Das ist unsere PR-Maßnahme, die wir als Team leisten können. Ich bin optimistisch, dass wir nach dem Sportlichen auch das Wirtschaftliche in die richtigen Bahnen bekommen werden.“

Die Stadt Hamburg bleibt bis zur offiziellen Erklärung, was zum Insolvenzantrag geführt hat, zurückhaltend im Hinblick auf Hilfsangebote. Kurz nach Bekanntwerden des Antrags, der auch für die Politik völlig überraschend kam, hatte sich Sportstaatsrat Christoph Holstein im Beisein eines Vertreters von Hallenbetreiber Bäderland mit dem mächtigen Gesellschafter Klaus-Peter Jebens und Christian Schuldt getroffen, um die Lage zu sondieren. Über Inhalte dieses Gesprächs vereinbarten alle Beteiligten Stillschweigen, Holstein hält aber weiter regelmäßigen Kontakt zu Schuldt. „Wir wünschen dem Verein natürlich, dass das Crowd­funding funktioniert, um die Saison beenden zu können. Aber damit sich aktuelle oder gar neue Geldgeber nachhaltig engagieren, muss Klarheit über die Gründe für den Insolvenzantrag geschaffen werden“, sagt Holstein.

Grundsätzlich wird die Stadt aber an ihrer Einstellung festhalten, Profisportclubs nicht finanziell zu fördern. „Inwieweit wir Hilfe leisten können, müssten wir im zweiten Schritt besprechen“, sagt Holstein.

Wenn sich denn die Crocodiles kommunikativer zeigen als in den vergangenen Wochen ...