Amateurfußballer haben in wenigen Wochen ein Riesenpensum zu bewältigen. Palomas Trainer Krausz fordert den Verband nun zum Handeln auf.

Hamburg. Eigentlich müsste sich Marco Krausz vor Glückwünschen kaum retten können. Vor einem Jahr begründete er prägnant seinen Einstieg als Trainer beim Oberligisten USC Paloma. "Ich liebe Herausforderungen", sagte Krausz. Es ist, als hätten ihn diverse Tiefdruckgebiete mit zwölf Monaten Verzögerung erhört. Nach realistischen Schätzungen wird Paloma erst am 14. April in Buchholz wieder gegen den Ball treten können. 16 Partien in 40 Tagen sollen die "Tauben" dann bestreiten. Die Oberligasaison endet am 24. Mai.

"Jammern gilt nicht", sagt Krausz heute. Im Sinne seines Credos betätigte er sich wegen der durch den Wintereinbruch unbespielbaren Amateurfußballplätze in den vergangenen Wochen als Kreativcoach. Neben Fußball in Soccerhallen setzte Krausz auf Schwimmen, Boxen, Muskelnstählen im Fitnessstudio, auch Treppen-, Brücken- und Sandläufe standen auf dem Trainingsplan. "Im Sandlaufen sind wir weit vorne. Das können die Jungs gut", sagte Krausz mit trockenem Humor nach einer schweißtreibenden Einheit rund um das kleine Wasserbecken im Stadtpark. Auf eine Wiederholung im nächsten Jahr legt er jedoch keinen Wert.

Die Gründe liegen auf der Hand. Sehr viele Amateurfußballer sind berufstätig. Bis zu vier Spiele pro Woche drohen ihnen bald, um die Saison pünktlich abschließen zu können. Paloma mit seinem Grandplatz trifft der brutale Winter besonders hart. Kaum weniger Kummer bereitet er Vereinen mit Rasen-, aber ohne Kunstrasenplatz.

Pinneberg hat ebenfalls noch 16 Partien zu absolvieren, Elmshorn, Rugenbergen und Barmbek-Uhlenhorst haben noch 15 Begegnungen vor der Brust. Die Barmbeker konnten immerhin zeitweise auf den Kunstrasenplatz am Langenfort ausweichen.

Dazu kommen die finanziellen Zusatzbelastungen. "2000 Euro werden uns die Spielausfälle wohl kosten", rechnet Barmbeks Vorsitzender Frank Meyer vor. Die Anmietung von Soccerhallen verschlingt ebenso bares Geld wie die Einstellung eines zweiten Physiotherapeuten, damit die Spieler die extremen Belastungen auf dem Feld einigermaßen unbeschadet meistern können. Die Verzerrung des Wettbewerbs durch Verletzungen, hervorgerufen durch ein unterschiedlich intensives Rückrundenprogramm, lässt sich nicht in Euro und Cent messen.

"Der Hamburger Fußball-Verband muss etwas ändern", fordert daher nicht nur Krausz. Elmshorns Trainer Achim Hollerieth und Pinnebergs Coach Michael Fischer sprachen sich für mehr Englische Wochen in den wärmeren Jahreszeiten, Fischer zudem für eine Saisonverlängerung aus. Palomas Präsident Dirk Rathke kündigte Vorschläge an. Der Verband kann nichts für das Wetter", so Rathke, "aber wenn HFV-Präsident Dirk Fischer mir gegenüber vier Spieltage pro Woche mit der Aussage 'Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen' rechtfertigt, finde ich das grenzwertig für den Amateursport."

Zuständig für die Spielplangestaltung ist der HFV-Spielausschuss. Dessen Vorsitzender Joachim Dipner beklagt, der Teufel stecke im Detail. Weitere Englische Wochen seien aufgrund der Mehrfachnutzung der Plätze kaum machbar. "Eine Saisonverlängerung in der Oberliga ist auch nicht möglich, weil am 1. Juni die Aufstiegsspiele zur Regionalliga beginnen und die übrigen Plätze neu eingesät werden", so Dipner.

Den Verbandsvorschlag, die Oberliga wie die übrigen Staffeln auf 16 Clubs zu verkleinern, lehnen die Vereine ab. Selbst eine Anpassung des Spielplans ans Kalenderjahr ist nicht ohne Tücken. "Wenn im Sommer gespielt wird, weiß ich nicht, wann wir die Plätze einsäen sollen, damit neues Gras wächst", sagt Barmbeks Vorsitzender Meyer. Er nimmt den Verband in Schutz. Eine einfache Lösung gebe es nicht. So heißt die mittelfristige Hoffnung Kunstrasen. Das 2:2 am Montag zwischen Krausz' früherem Team aus Norderstedt und Curslack beweist dies. Das Feld war perfekt bespielbar.