Manager Jörg Franke traut den Oberliga-Fußballern von Eintracht Norderstedt, derzeit auf Tabellenplatz vier, in der zweiten Saisonhälfte alles zu.

Norderstedt. Keine Frage: Die Fußballer von Eintracht Norderstedt sind in dieser Saison gut im Geschäft. Aufgrund einer Generalabsage des Hamburger Verbandes fiel das eigentlich als Jahresabschluss vorgesehene Duell mit dem SC Condor zwar aus, doch die Garstedter hatten ihre Duftmarke sowieso schon vorher gesetzt. Die Serie von acht Siegen am Stück nahm erst mit dem 3:3 bei Altona 93 ein Ende - dank der Aufholjagd überwintert die Eintracht auf dem vierten Tabellenplatz (18 Spiele/36 Punkte/39:20 Tore). Besser sind nur der TSV Buchholz 08 (3./18/37/43:21), der heimliche Spitzenreiter FC Elmshorn (2./16/38/38:17) sowie der SV Curslack-Neuengamme (1./19/40/40:19).

Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt blickt Manager Jörg Franke auf die erste Hälfte der Oberliga-Saison zurück. Er beschreibt die Wende zum Guten und nennt die Durchstarter im Team, aber auch diejenigen Akteure, die den Anschluss verloren haben. Weitere Themen: die Eintracht im Vergleich mit den Konkurrenten um den Titel sowie die Regionalliga-Ambitionen des Klubs.

Hamburger Abendblatt: Herr Franke, Eintracht Norderstedt überwintert trotz eines veritablen Fehlstarts in Schlagdistanz zu den anderen Titelkandidaten. Von welchem Zeitpunkt an hat es Ihnen denn wieder Spaß gebracht, sich ein Match der Mannschaft anzuschauen?

Jörg Franke: Nach dem 1:3 beim SV Curslack-Neuengamme, einem Minus-Highlight, haben der Trainer und ich eine Ansprache an die Mannschaft gehalten. Wir haben gesagt, dass es ohne Kampf nicht geht, dass die Spieler auch beißen müssen. Wir haben an ihre Ehre appelliert. An das Potenzial des Kaders habe ich immer geglaubt. Schon eine Woche danach beim 4:0 gegen den SV Lurup hat man gesehen, was die Spieler können. Es ging dieser typische Ruck durch die Mannschaft.

Mussten die Spieler also erst einmal wieder aus ihrer Lethargie aufgeweckt werden? Dabei waren im Sommer doch alle mit großen Ambitionen angetreten...

Franke: Wir sind mit einem neuen, jungen Trainer in die Saison gegangen, dazu kamen sechs, sieben Spieler mit Regionalliga-Format. In den Köpfen der Akteure war dann der Gedanke: Das läuft schon von allein. Zudem wurde viel durchgewechselt, wir hatten lange keine feste Formation. Jetzt sagen die Jungs selber, dass sie endlich ein funktionierendes System haben.

Wie steht der Verein im Vergleich mit dem FC Elmshorn da? Der Neuling wird von vielen Beobachtern als aktuell stärkstes Oberliga-Team gesehen.

Franke: Wir sind nicht schlechter als Elmshorn. Die hatten im Sommer drei Vorteile: die Euphorie des Aufsteigers, Trainer Achim Hollerieth passte von Anfang an perfekt - und sie haben sich gezielt verstärkt. Wir waren zu Saisonbeginn vom Kopf her noch nicht in Oberliga-Form. Zum Beispiel hatten wir nicht begriffen, wie man mit einem Stürmer wie Jürgen Tunjic spielen muss.

Wer sind für Sie die positiven Überraschungen der bisherigen Saison?

Franke: Linus Meyer hat sich sensationell weiterentwickelt, er hat eine unheimliche Stabilität gefunden, ist sehr wichtig für die Mannschaft. Auch Mike Eglseder hat nach anfänglichen Schwierigkeiten zuletzt sehr stabil gespielt. Dane Kummerfeld hat sich vom dauerhaften Ersatz- zum Stammspieler entwickelt. Bei Dennis Wehrendt, Jürgen Tunjic und Johannes Höcker wusste ich, was sie können.

Und die Enttäuschungen?

Franke: Die beiden A-Jugendlichen müssen wir außen vor lassen, sie brauchen noch Zeit, wobei Goran Petrekovic-Loncar weiter ist als Omar Popalyar. Ein Dominic Ulaga kann viel mehr. Ivan Sa Borges Dju hat das Problem, dass unser System nicht für ihn passt, weil wir nur mit einem Stürmer spielen. Aber solange wir keinen Ersatz gefunden haben, geben wir die beiden nicht ab.

Im vergangenen Jahr hat es Eintracht Norderstedt teilweise verpasst, einige Leistungsträger der U-19-Mannschaft langfristig zu binden. Sind die Lehren gezogen, bleiben die aktuellen Talente in Garstedt?

Franke: Torwart Kevin Tittel hat uns leider abgesagt. Er möchte woanders seine Chance auf eine Position als Nummer eins suchen. Das ist schade, aber ich kann es nachvollziehen. Verteidiger Clifford Aniteye hat uns zugesagt, mit Steven Tegeler sprechen wir noch. Wir haben das diesmal gut gemacht. U-19-Trainer Ekkehard Bushe, Thomas Seeliger und ich haben uns mit den Jungs unterhalten und ihnen das Gefühl gegeben, dass sie bei uns gut aufgehoben sind.

Welche Baustellen gibt es denn noch? Muss im Winter überhaupt, beispielsweise in der Offensive, nachgebessert werden?

Franke: Wir gucken permanent nach Verstärkungen. Aber es ist immer so eine Geschichte, wenn man drei, vier Leute dazuholt. Wir haben jetzt 18 Mann, die sind eigentlich immer im Kader, das schweißt zusammen. Mit Neuzugängen kann sich auch eine Dynamik entwickeln, die weniger positiv ist.

Von welchem Zeitpunkt an und unter welchen Bedingungen wäre es legitim, den Aufstieg in die Regionalliga klar als Ziel zu formulieren?

Franke: Wir müssen schon vor dem März darüber sprechen. Es kann sein, dass im Februar keine Spiele stattfinden. Aber zunächst müssen wir ja nur die Meldung abgeben. Ich sehe das völlig entspannt. Wir wollen alle in die Regionalliga. Aber wenn es nicht klappt, wenn eine andere Mannschaft sportlich besser ist, dann wäre es auch nicht so schlimm.

Was kommt in der zweiten Saisonhälfte auf die Eintracht zu? Die Top vier sind momentan nur durch wenige Punkte getrennt.

Franke: Ich finde es richtig spannend, weil alles so eng beisammen ist. Bis auf Altona 93 kommen noch alle guten Mannschaften zu uns ins Stadion. Das ist ein Vorteil. Wir haben vom Vorstand Platz eins bis drei als klare Vorgabe bekommen. Das können wir schaffen.