Innerhalb von 51 Minuten haben Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber am „deutschen Tag“ der French Open die nächsten Überraschungen bzw. den Einzug in das Viertelfinale verspielt.

Paris. Erst zog Haas nach einem Fünfsatzkampf der Extraklasse gegen den 13-maligen Grand-Slam-Sieger Roger Federer den Kürzeren, dann verabschiedete sich auch Kohlschreiber im Achtelfinale von Paris. Zwei Tage nach seinem unerwarteten Dreisatzsieg über den Weltranglistenvierten Novak Djokovic aus Serbien unterlag der Augsburger dem an Nummer 16 gesetzten Tommy Robredo aus Spanien 4:6, 7:5, 6:7 (4:7), 2:6.

Die große Show vor knapp 15.000 Zuschauern auf dem Court Philippe Chatrier lieferte aber Haas. Der gebürtige Hamburger hatte bei einer 2:0-Satzführung die Sensation gegen den Schweizer schon auf dem Schläger, ehe er mit 7:6 (7:4), 7:5, 4:6, 0:6, 2:6 doch noch verlor.

Damit blieb einen Tag nach dem Achtelfinal-Aus des viermaligen Turniersiegers Rafael Nadal aus Spanien die nächste Riesenüberraschung in Roland Garros aus. Vor 13 Jahren hatten in dem späteren Finalisten Michael Stich sowie Bernd Karbacher zuletzt deutsche Profis beim berühmtesten Sandplatzturnier der Welt das Viertelfinale erreicht.

Haas verlangte dem Weltranglistenzweiten Federer immerhin alles ab. „Er hat sehr stabil und druckvoll gespielt, ich hatte große Probleme ins Spiel zu kommen“, sagte Federer gleich nach dem Match im französischen Fernsehen.

Zwei Sätze lang schlug Haas exzellent auf und setzte Federer mit klugen Vorstößen ans Netz unter Druck. Der Eidgenosse produzierte vor allem mit der Vorhand ungewohnt viele Fehler und konnte sich zunächst einzig auf seinen Aufschlag verlassen: Erst im Tiebreak des ersten Satzes gelang Haas überhaupt ein Punkt beim Service seines Gegners.

Als der Wahl-Amerikaner im dritten Satz schon Breakball zum 5: 3 hatte, schien Federer fast schon geschlagen. Doch angetrieben von „Roger, Roger“-Sprechchören zeigte der „Zauberer“ auch seine Kämpferqualitäten und hielt sich im Spiel. „Ich hatte gehofft, dass das die Wende bringt und so war es dann ja auch“, meinte Federer.

Nachdem Haas dann den vierten Satz nach einem frühen Break quasi „abschenkte“, versuchte er im Entscheidungsdurchgang noch einmal alles, doch schließlich wurde Federer sicherer und brachte das Match über die Runden.

Haas kann sich nach seinen Siegen gegen Andrei Pavel aus Rumänien, den Argentinier Leonardo Mayer und den Franzosen Jeremy Chardy mit 68.400 Euro Preisgeld trösten. In den vergangenen beiden Jahren hatte er in Paris verletzungsbedingt gefehlt. Gegen Federer kassierte er nun im elften Aufeinandertreffen die neunte Niederlage. Die drei Halbfinal-Teilnahmen bei den Australian Open 1999, 2002 und 2007 bleiben für Haas die besten Ergebnisse bei den vier großen Turnieren.

Kohlschreiber hatte nach seinem großen Auftritt gegen Djokovic diesmal dem lauf- und kampfstarken Robredo, der als einziger Spanier noch im Rennen ist, nichts entscheidendes entgegenzusetzen. Mit der Niederlage verpasste der 25-Jährige auch den möglichen Sprung unter die Top 20 der Welt.

Federer, der nach dem Nadal-Aus nun als erster Sieganwärter gilt, trifft im Viertelfinale auf Andy Roddick (USA) oder den Franzosen Gael Monfils. In den vergangenen drei Jahren hatte der Schweizer im Finale jeweils gegen Nadal verloren. Die French Open sind das einzige Grand-Slam-Turnier, das er noch nicht gewonnen hat.