Nach Tommy Haas zog auch Philipp Kohlschreiber ins Achtefinale ein und sorgt damit für das beste deutsche Ergebnis seit 13 Jahren. Gegen den hoch favorisierten Djokovic benötigte er nur drei Sätze.

Paris. Deutscher Glanztag auf roter Asche: Philipp Kohlschreiber hat für die bislang größte Überraschung der French Open gesorgt und ist Tommy Haas ins Achtelfinale gefolgt. Kohlschreiber warf den Weltranglistenvierten Novak Djokovic aus Serbien mit einem 6:4, 6:4, 6:4 in der «Stierkampfarena» von Roland Garros aus dem Rennen und feierte seinen bislang größten Erfolg beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt. Kohlschreiber verwandelte nach nur 2:21 Stunden gleich den ersten Matchball.

Nur wenige Stunden zuvor hatte Haas auf demselben Court mit einem 7:5, 6:3, 4:6, 6:4 über Jeremy Chardy aus Frankreich zum zweiten Mal nach 2002 das Achtelfinale erreicht und damit den Weg zum besten deutschen Ergebnis in Paris seit 13 Jahren bereitet: 1996 hatten in dem späteren Finalisten Michael Stich und Bernd Karbacher zum letzten Mal zwei Deutsche in der vierten Runde des Grand Slams gespielt.

Für die Schlagzeile des Tages aber sorgte der groß aufspielende Kohlschreiber, der es nun mit dem an Nummer 16 gesetzten Spanier Tommy Robredo zu tun bekommt. Gegen den «haushohen Favoriten» (Kohlschreiber) zeigte er von Beginn an freilich nur wenig Respekt. Mit präzisen Grundlinienschlägen, schnellen Beinen und gefühlvollen Stops war er praktisch von Beginn an auf einem Niveau mit dem Australian-Open-Sieger von 2008.

Über die teils starken Böen im sonnigen Paris meckerten zwar beide, doch letztlich blieb Kohlschreiber ganz cool. Nach einem tollen Passierball spendete sogar Djokovic Applaus für den Augsburger und auf der Tribüne feierte Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen seinen Schützling.

Tommy Haas, der zwei Sätze lang ebenfalls fast makelloses Tennis gespielt hatte, dann aber etwas einbrach und die Partie auch mit Glück über die Runden brachte, war zu diesem Zeitpunkt längst geduscht und ganz entspannt. «Ich habe nicht damit gerechnet, hier ins Achtelfinale zu kommen», sagte Haas, «das hat streckenweise viel Spaß gemacht. Vor allem die ersten beiden Sätze waren sehr gut, sehr konstant.»

Als Belohnung winkt nun ein Duell mit Roger Federer. Der 13-malige Grand-Slam-Sieger aus der Schweiz musste am Abend allerdings noch zu seinem Drittrundenspiel gegen Paul-Henri Mathieu (Frankreich) antreten.

Vor sieben Jahren hatte Haas zum bislang einzigen Mal in Paris ein Achtelfinale gespielt. Als bislang letztem Deutschen war das vor vier Jahren Nicolas Kiefer gelungen. Haas' beste Ergebnisse bei Grand-Slam-Turnieren sind die Halbfinalteilnahmen bei den Australian Open 2007, 2002 und 1999. In Paris hatte er in den vergangenen beiden Jahren wegen Schulterproblemen nicht spielen können.

Nun ist er mit 31 Jahren ältester noch im Turnier verbliebender Spieler. Den neun Jahre jüngeren Chardy brachte er zu Beginn des dritten Satzes mit einigen Fehlern selbst wieder ins Spiel. Auch die Zuschauer wurden plötzlich lauter. «Ich wusste, mit dem Publikum an seiner Seite wird's schwer», sagte Haas.

Als er dann schließlich beim 5:3 im vierten Satz schon seinen ersten Matchball hatte, «bin ich total verkrampft.» Wenig später machte er es dann besser.