Auch die 17. Etappe konnte Bradley Wiggins im gelben Trickot schadlos überstehen und kommt seinem ersten Toursieg damit ein ganzes Stück näher.

Bagneres-de-Luchon. Bradley Wiggins kann den Sekt kalt stellen: Der britische Top-Favorit und Gesamtspitzenreiter hat auch die letzte Bergetappe der 99. Tour de France schadlos überstanden und ist drei Tage vor dem Ende der Frankreich-Rundfahrt kaum noch vom Thron zu stoßen. Beim Ausreißersieg des Spaniers Alejandro Valverde (Movistar) auf dem 143,5 km langen 17. Teilstück von Bagneres-de-Luchon nach Peyragudes entledigte sich Sky-Kapitän Wiggins vor allem dank seines Edelhelfers und Landsmannes Christopher Froome aller seiner Konkurrenten und kam als Dritter ins Ziel.

Wiggins und die weiteren Podiumskandidaten hatten den Schlussanstieg zur Ski-Station in Peyragudes geschlossen erreicht. Dem hohen Tempo an der Spitze fielen jedoch der Reihe nach fast alle Top-Fahrer zum Opfer. Erst erwischte es den australischen Titelverteidiger Cadel Evans (BMC Racing), der wie bereits am Mittwoch nicht folgen konnte und rund acht Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen musste. Wenig später brach auch der Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) ein.

Einen Löwenanteil daran hatte Froome, der Wiggins drei Kilometer vor dem Ziel fast davon gefahren wäre. Froome drehte sich um und wartete wie bereits in den Alpen auf seinen Kapitän.

Wiggins liegt im Gesamtklassement weiter 2:05 Minuten vor Froome und und weitere 36 Sekunden vor Nibali. Nach der Überführungsetappe am Freitag, auf der ihsm keine Gefahr droht, muss Wiggins das Gelbe Trikot nur noch beim 53,5 km langen Zeitfahren am Sonnabend nach Chartres verteidigen. Für Wiggins, der schon das erste Tour-Zeitfahren auf der 9. Etappe nach Besancon in beeindruckender Manier gewonnen hatte, sollte diese Aufgabe unter normalen Umständen kein Problem darstellen.

Nachdem am Mittwoch der positive Doping-Befund beim Luxemburger Frank Schleck den Showdown der Favoriten auf der Königsetappe in den Hintergrund gedrängt hatte, stand am Donnerstag wieder das sportliche Geschehen im Fokus. Kurz nach dem Start hatte sich eine siebenköpfige Fluchtgruppe gefunden, zu der erneut auch Ausreißerkönig Thomas Voeckler (Frankreich) gehörte. Der Publikumsliebling kämpfte mit dem schwedischen Astana-Profi Fredrik Kessiakoff um die entscheidenen Punkte im Rennen um das Bergtrikot. Sowohl am Col de Mente als auch am Col des Ares, an der Cote de Bales und auch am Port de Bales setzte sich Voeckler durch und steht damit als Sieger des gepunkteten Jerseys fest. Der 33-Jährige und sein Team Europcar können sich über die Prämie von 25.000 Euro freuen.

Zur Mitte des Rennens schlossen weitere Fahrer zur Gruppe um Voeckler auf, darunter auch Valverde. Beim Anstieg auf den 1755 m hohen Port de Bales attackierte der Spanier und setzte sich ab. Voeckler und Kessiakoff hielten sich zunächst zurück, führten ihr packendes Duell kurz vor dem Gipfel aber fort - erneut mit dem besseren Ende für Voeckler. Valverde ging als Solist in den Schlussanstieg nach Peyragudes, alle anderen Ausreißer waren zuvor gestellt worden. Er rettete sich vor dem heraneilenden Duo Froome und Wiggins zu seinem vierten Etappensieg ins Ziel.

Nach den Hochgebirgsetappen in den Pyrenäen könnten am Freitag wieder die Sprinter auf ihre Kosten kommen. Zwar stehen noch vier Bergwertungen auf dem Programm, die Anstiege bieten jedoch kaum Schwierigkeiten und sind eher als kleine Hügel zu bezeichnen. Über 222,5 km führt die zweitlängste Etappe der Tour de France von Blagnac nach Brive-la-Gaillarde und bringt das Peloton ein ganzes Stück näher an Paris heran.