Platzverweise und Proteste, Verspätungen und Vorlagen und eine Wahnsinnspartie. Am Osterwochenende ging es auf Hamburgs Plätzen hoch her.

Hamburg. Fast als Prophet erwies sich Billstedts Präsident Claus-Peter Mell vor dem Pokalspiel gegen Altona 93. Nach seinem Fehler in der Begrüßungsansprache für die Fans ("Herzlich willkommen zu diesem Punktspiel.") korrigierte er sich nach Zwischenrufen geistesgegenwärtig: "Stimmt, es ist ja Pokal und wir wollen die heute rausschmeißen." Das hätte der Landesligist fast geschafft - aber die Billstedter Dennis Kreutzer, Kevin Dülsen und Marian Zwiewka verschossen nach 120 dramatischen Minuten (2:2) im Elfmeterschießen alle drei Strafstöße. "Unsere Spieler sind es eben nicht gewohnt, gegen so eine tolle Kulisse von Gästefans anzutreten, die im Hintergrund Krach machen", erklärte sich Co-Trainer Andreas Heeschen die Torlosigkeit seiner Mannen vom Punkt. Bergedorfs Fans waren also seinerzeit viel zu leise. In Runde 2 schmiss Billstedt die "Elstern" nämlich mit 4:2 nach Elfmeterschießen aus dem Pokal.

Die Tabelle der Oberliga Hamburg

Werbung für die technisch anspruchsvolle Hallensportart Futsal auf dem Fußballfeld machte der Condoraner Ali Yasar . Beim Spiel gegen den Niendorfer TSV erzielte der Kapitän des Hamburger Futsal-Teams das Tor des Tages mit einer traumhaften Einlage. Ballannahme mit der Brust im Sprung, drei Heber in Folge gegen diverse Gegenspieler und als Krönung einen donnernden Schuss in den Winkel. Lächelnd erklärte der Filigrantechniker hinterher, somit auch einen kleinen Beitrag in der spaßigen Privatfehde mit seinem Trainer Mike Breitmeier geleistet zu haben: "Mike kommt wirklich vor jedem Spiel zu mir und sagt ,Ali, kein Futsal-Geditsche`. Aber wie man sieht, lernt man da manchmal doch was."

Die Tabelle der Landesliga Hansa

Ein ehernes Fußballgesetz gebrochen und damit Größe bewiesen hat Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg (HTB). In der Partie des FC Bergdorf 85 gegen den USC Paloma (0:1) zeigte er Gästespieler Dirk Savelsberg nach einer guten Stunde Gelb-Rot wegen Spielverzögerung. Savelsberg hatte Mitspieler Philipp Richter bei einem Einwurf den Vortritt gelassen. Paloma protestierte und sogar Bergedorfs Coach Manfred Nitschke sprang für Savelsberg in die Bresche. Grund: Dieser war kurz zuvor auf die Schulter gefallen und konnte keine Einwürfe mehr ausführen. Mayer-Lindenberg hatte ein Einsehen und nahm den Platzverweis wieder zurück.

Die Tabelle der Landesliga Hammonia

Einen effektiven Kurzeinsatz feierte der Buchholzer Spielmacher Arne Gillich beim Spiel seines TSV bei der SV Halstenbek-Rellingen (0:2). Gillich kam erst zur zweiten Halbzeit am Lütten Hall an, machte sich kurz warm und bereitete nach seiner Einwechslung beide Buchholzer Treffer vor. "Er war vorher auf einer Familienfeier. Eine Taufe mit ihm als Patenonkel. Man hätte es ihm dort nie verziehen, wenn er nicht gekommen wäre, aber fürs Spiel wollte seine Familie ihn freigeben. Dummerweise vertat sich Arne in der Anstoßzeit. Er dachte, wir fangen um 15 Uhr an, nicht um 14 Uhr", so Trainer Thomas Titze schmunzelnd. Sauer auf seinen Schützling war er auch unabhängig von den Vorlagen nicht. "Im Gegenteil. Ich bedanke mich bei seiner Familie. Ein großes Lob von meiner Seite, dass Sie ihn überhaupt haben gehen lassen. Er ist auch nach dem Spiel sofort zurückgeflitzt."

Überraschend vor dem HFV-Sportgericht gesiegt hat Sascha Richert . Der linke Mittelfeldspieler der SV Halstenbek-Rellingen unterschrieb vor kurzem zwei Verträge - sowohl für die Vertragsverlängerung bei HR als auch für den Wechsel zum SC Victoria (das Abendblatt berichtete). Der von HR angestrebte Prozess endete nun zugunsten des Spielers. Richert: "Ich habe auf ganzer Linie gewonnen. Der alte Vertrag mit HR war unter anderem falsch datiert und ist ungültig." Böses Blut zwischen den Verantwortlichen von HR und ihm gebe es nun aber nicht. "Präsident Hans-Jürgen Stammer war sicher etwas sauer. Doch wir haben hier noch ein großes Ziel, nämlich den Klassenerhalt, zu dem ich meinen Teil beitragen werde. In der nächsten Saison freue ich mich dann darauf, für den SC Victoria auflaufen zu können."

Eine Wahnsinnspartie lieferten sich Oststeinbek und Wedel am Ostermontag. Die Gastgeber lagen nach sieben Minuten scheinbar uneinholbar mit 3:0 vorne. 19 Minuten später sah es aber bereits ganz anders aus. Wedel hatte das Spiel gedreht und führte mit 4:3. Wedels Ata Yamrali gelang bei der Aufholjagd der Gäste binnen einer Viertelstunde gar ein lupenreiner Hattrick. Durch einen umstrittenen Foulelfmeter und einen Treffer in letzter Minute mussten sich die Gäste schließlich aber mit dem Eishockey-Ergebnis von 4:5 geschlagen geben. Dies verhagelte Manager Detlef Kebbe die Laune: "Sicher ist so ein Spiel für die Zuschauer schlicht phantastisch. Es war so gut wie alles drin. Viel mehr geht nicht. Für mich ist es dafür eine Partie, die die Welt nicht braucht. Es ist unglaublich bitter, nach dieser Energieleistung mit leeren Händen dazustehen."

Ungewöhnliche Maßnahme von Schiedsrichter Isa Cankal (Eintracht Norderstedt) in der Partie der Kreisliga 6 zwischen dem Farmsener TV und dem Hummelsbütteler SV (1:1). Der Unparteiische verwies circa 15 Gästefans während der ersten Halbzeit kurzerhand von der Seitenlinie einige Meter hinter eines der beiden Tore. Sie hatten ihm zu viel gemeckert. Dies brachte wiederum Hummelsbüttels Trainer Ulrich Hari auf die Palme: "Der Farmsener TV ist eine einzige Klopper- und Tretertruppe. Anstatt mit Verwarnungen und Platzverweisen durchzugreifen verweist der Schiedsrichter unsere Fans hinter das Tor. Dort mussten sie auch noch hinter eine weiter hinten liegende Barriere gehen. Natürlich werden die sauer, wenn der Gegner mit so was ungeschoren davonkommt. Da müssen sie sich aufregen dürfen." Die meisten der gemaßregelten Fans verließen die Partie während des Spiels. Natürlich nicht, ohne kräftig über den Schiedsrichter zu schimpfen.

Das Viertelfinale des Oddset-Pokals wird am heutigen Dienstag ausgelost. In den Räumen von Lotto Hamburg, am Überseering 4, werden die Partien ab 18 Uhr 30 gezogen. Am 13.4 und 14.4 sollen die Spiele ausgetragen werden.