Der Schnee war auch an Wochenende Gesprächsstoff Nummer eins. Im Amateurfußball fanden zahlreiche Spiele mit Ein- und Unverständnis statt.

Hamburg. Unter bitteren Umständen verlor der SV Nettelnburg/Allermöhe am Freitagabend die Tabellenführung der Bezirksliga Ost an den MSV Hamburg. Dabei hatten die Nettelnburger im Spiel gegen den FC Alsterbrüder im wahrsten Sinne des Wortes alles versucht, um ihre 1:0-Führung über die Zeit zu bringen. Obmann Gerald Grassé : "Wir haben Schiedsrichter Aykut Kartal (SC V/W Billstedt) schon in der Pause überredet, die zweite Halbzeit anzupfeifen. Nach einer Stunde meinte er dann, es läge einfach zu viel Schnee und beendete die Partie. Für uns ist das ärgerlich. Aber als Sportsmann gebe ich ihm recht. Es war vertretbar, das Spiel abzubrechen."

Ein denkwürdiges Spitzenduell der Landesliga Hansa lieferten sich zur selben Stunde Hamm United und der Rahlstedter SC an der Snitgerreihe (3:3). Mit Beginn der zweiten Halbzeit standen die Spieler aufgrund des dichten Schneetreibens fast bis zu den Knöcheln im Schnee. Schiedsrichter Lars Althans von der TuS Dassendorf sah jedoch keinen Grund, die Partie abzubrechen: "Wäre der Platz unbespielbar gewesen, hätte ich nicht zu Ende spielen lassen." Diese Bewertung und einige unglückliche Schiedsrichterentscheidungen brachten wiederum Hamms Trainer Uli Schulz auf die Zinne: "Selbst bei unserer 3:1-Führung wäre ich für einen Abbruch gewesen. Kein Spieler hatte auf diesem Kunstrasen noch irgendeinen Halt", so der Coach, der eine Verschwörungstheorie präsentierte: "Aber da können sich die Herren beim Hamburger Fußball-Verband am Montag beim Tee ja wieder freuen. Offensichtlich will man uns nicht oben haben."

Ähnlich gern wie Uli Schulz den Verband haben sich die Verantwortlichen beim Rahlstedter SC. Nach vielen Streitigkeiten um eine Etatkürzung für die Fußballer und angebliche Geheimverhandlungen des Vorstandes mit Matthias Nagel , der in der neuen Saison nun auch tatsächlich als Coach übernimmt, verkündete Trainer Oliver Zapel vor zwei Wochen seinen Rücktritt zum Saisonende. Während Team-Manager Matthias Albrecht sich beim Spitzenspiel in Hamm dazu nur entlocken ließ, dass "alles gesagt ist und wir die Saison nun gemeinsam zu Ende bringen wollen", bezog Zapel erneut klar Stellung: "Es bleibt ein ganz fader Beigeschmack. Es gibt einfach keine Basis mehr. Wir haben nun so etwas wie einen Waffenstillstand. Es ist aber ausgeschlossen, dass wir noch mal aufeinander zugehen. Man hat mich hintergangen, und wenn man mich einmal hintergeht, dann ist die Sache für mich erledigt. Aber die Art und Weise stinkt gen Himmel."

Verkraften mussten die Rahlstedter zudem am Abend zuvor einen plötzlichen Abgang. Torhüter Patrick Möller teilte den Verantwortlichen mit, ab sofort nicht mehr zum Kader zu gehören. Co-Trainer Marc Gruber : "Er rief am Donnerstagabend an und sagte, er hört bei uns auf. Damit kann er in dieser Halbserie nicht mehr wechseln. Er fühlte sich wohl sportlich falsch verstanden." Allerdings nicht zum ersten Mal. Vor der Saison wechselte Möller nämlich vom USC Paloma zum Meiendorfer SV. Von dort "floh" er noch vor dem ersten Spieltag nach Rahlstedt - da er sich in Meiendorf nicht wohl fühlte.

Glück im Unglück für Yonas Tesfazghi ! Beim Spiel seiner Alten Herren von Vorwärts-Wacker Billstedt gegen den Walddörfer SV knallte er nach einem normalen Zweikampf auf bereits stark verschneitem Geläuf in der 40. Minute gegen die Barriere. Tesfazghi zog sich dabei einen glatten Schienbeinbruch zu. Alle Anwesenden reagierten nach dem sofortigen Spielabbruch jedoch vorbildlich. Burkhard Püst , Spieler in den Reihen des Walddörfer SV und von Beruf Arzt, übernahm die Erstversorgung. Um Tesfazghi vor der Gefahr einer Unterkühlung zu schützen, besorgten seine Mannschaftskameraden Decken, Jacke und eine Trage. Darauf wurde er gemeinsam noch vor dem Eintreffen des Krankenwagens in die wärmende Kabine getragen. Billstedts Betreuer Andi Rossol : "Er wurde noch am Abend im AK Wandsbek operiert und bedankt sich bei allen, die ihm geholfen haben, ganz herzlich. Hätte er länger im kalten Schnee liegen müssen, hätte das durchaus böse enden können." Kurios: Bis zu seiner schweren Verletzung hatte Tesfazghi seinem Retter in der Not, Burkhard Püst, gar keine Freude gemacht. Rossol: "Wir führten 3:0 und er war mit einer Vorlage und einem Traumtor bester Mann auf dem Platz. Und Püst haben wir neulich erst ein Angebot gemacht, zu uns zu wechseln. Er lehnte aber ab. Manchmal ist die Welt wirklich klein."

Insgesamt wurden im Hamburger Amateurfußball 15 Spiele angesetzt. Drei Begegnungen mussten witterungsbedingt abgebrochen werden.

Alle Spiele bis zur Bezirksliga:

Landesliga Hansa:

Hamm United FC - Rahlstedter SC 3:3

Bezirksliga Ost:

MSV Hamburg - Willinghusener SC 4:1

SV NA - Alsterbrüder abgebr.

Bezirksliga Nord:

UH-Adler - SC Alstertal/Langenhorn 1:2