Hamburg. Die 21-Jährige besiegt im Viertelfinale die French-Open-Halbfinalistin Tamara Zidansek. Die nächste Gegnerin ist prominent.

Was kann einem Tennisturnier Besseres passieren, als dass die größte Überraschung einer Einheimischen gelingt? Jule Niemeier steht bei den Hamburg European Open am Rothenbaum im Halbfinale, und wer am Freitagabend zu den 700 Zuschauern auf dem Center-Court gehörte, der dürfte der Weltranglisten-167. aus Dortmund nun sogar noch Größeres zutrauen. 76 Minuten benötigte die 21-Jährige, um sich souverän gegen French-Open-Halbfinalistin Tamara Zidansek (23/Slowenien/Nr. 47) mit 6:2 und 6:4 in ihr zweites Semifinale auf WTA-Level nach Straßburg Ende Mai durchzuschlagen.

„Es war eine richtig gute Performance heute, vor allem im ersten Satz habe ich sehr selbstbewusst gespielt“, sagte Niemeier, deren Halbfinalgegnerin Andrea Petkovic (33/Darmstadt/Nr. 130) ist. Die Turnierbotschafterin und TV-Moderatorin besiegte am Freitagabend Ysaline Bonaventure (26/Nr. 128) aus Belgien mit 6:2, 7:5.

Barbara Rittner, Damentennischefin im Deutschen Tennis-Bund (DTB), traut der Zukunftshoffnung perspektivisch den Sprung in die Top 20 zu. „Sie spielt absolut zeitgemäßes, druckvolles Tennis: guter Aufschlag, schnelle, dominante und aggressive Schläge. Sie arbeitet konzentriert und professionell und hat vor allem mental zuletzt viel gelernt“, sagte sie.

Erstes Turnier in Hamburg seit 2020 für Jastremska

Im ersten Halbfinale bekommen die Fans am Sonnabend um 12 Uhr die Topgesetzte zu sehen. Dajana Jastremska (21/Ukraine) hatte beim 7:6 (7:4), 6:4 gegen die ehemalige Weltranglistenfünfte Sara Errani (34/Italien/Nr. 105) harte Arbeit zu verrichten, setzte sich aber vor allem dank ihrer Schlaghärte durch. „Mein Spiel ist noch ein großes Auf und Ab, aber mit kleinen Schritten kämpfe ich mich zurück“, sagte die Weltranglisten-38., die in Hamburg ihr erstes Turnier seit November 2020 spielt.

Grund dafür war eine Dopingsperre, aus der der Weltverband ITF sie erst Ende Juni entlassen hatte, da ihr nicht nachgewiesen werden konnte, das verbotene Anabolikum Mesterolon durch eigenes Verschulden aufgenommen zu haben. Sportlich ist die Rechtshänderin, die auf der WTA-Tour bereits drei Titel gewinnen konnte, fraglos ein Gewinn für das Turnier. Ihr kleines Geheimnis wollte Jastremska am Freitag nicht preisgeben. Bei den Seitenwechseln schaute sie mehrfach auf ein Blatt Papier. „Darauf habe ich mir ein paar Dinge notiert, die für mich und mein Spiel wichtig sind. Was genau da steht, verrate ich aber nicht“, sagte sie.

Ruse gewann fünf Matches in Serie in Hamburg

Für ihre Gegnerin ist bereits die Teilnahme an der Vorschlussrunde wie ein Sieg. „Es ist für mich das beste Ergebnis meiner Karriere“, sagte die Rumänin Elena-Gabriela Ruse, nachdem sie sich gegen die an Position vier gesetzte US-Amerikanerin Danielle Collins (27/Nr. 48) mit 6:4, 1:6, 7:5 durchgesetzt hatte. Die 23 Jahre alte Weltranglisten-198. hat in Hamburg nun inklusive der Qualifikation fünf Matches in Serie gewonnen – und konnte dafür am Freitag keinen triftigen Grund nennen.

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„Ich habe mich hier von Anfang an wohlgefühlt. Heute ist mir das perfekte Match gelungen“, freute sich die Rechtshänderin, die ihr Heil vorrangig in aggressivem Angriffstennis sucht. „Meine Defensive ist nicht die beste, deshalb muss ich Druck machen“, sagte sie. Gegen „Power-Hitter“ Jastremska, die sie lediglich aus einem Duell im Juniorinnenbereich kennt, dürfte das schwierig werden. „Aber sie ist Ukrainerin, ich bin Rumänin – es wird also ein großer Kampf!“

Die beiden Halbfinals sind wie das Finale am Sonntag um 12 Uhr im kostenpflichtigen Livestream unter tennischannel.com zu sehen.