Hamburg. Die Ukrainerin gibt am Rothenbaum ihr Comeback. Warum Schlagkraft für sie auch abseits des Tenniscourts eine wichtige Rolle spielt.

Bevor es sportlich ernst wird an diesem Donnerstag (nicht vor 18.30 Uhr) in ihrem Achtelfinalmatch gegen die Polin Magdalena Frech (23), hatte Dajana Jastremska am Mittwochnachmittag Zeit für Ablenkung. Mit der Elbphilharmonie als Hintergrund stand die 21 Jahre alte Ukrainerin, die bei der Rückkehr des Damentennis an den Rothenbaum die topgesetzte Spielerin im Hauptfeld ist, für ein Modeshooting vor der Kamera. Das passte, denn als liebste „Entspannungstechnik“ führt Dajana Jastremska Shoppingtouren mit ihrer Mutter Marina an.

Der erste Aufschlag der Weltranglisten-38. in Hamburg dürfte in der Tenniswelt mit Interesse registriert werden. Schließlich ist es ihr erstes Turnier, seit sie nach einem positiven Test auf das verbotene Anabolikum Mesterolon Ende November gesperrt war. Um den Weg, auf dem das Mittel in die Probe gelangt war, gab es viele Diskussionen, die angesichts einer gerichtlich erwirkten Verfügung nicht mehr medial aufgerollt werden dürfen. Was zählt, ist der Ende Juni erfolgte Freispruch, der ihr nun die Rückkehr auf die WTA-Tour ermöglicht.

Dajana Jastremska hat bereits drei Titel auf der WTA-Tour gewonnen

Sportlich ist diese allemal interessant, schließlich gilt die 1,75 Meter große Athletin, die bereits drei Titel auf der WTA-Tour gewinnen konnte, als Zukunftshoffnung. Mit der Weltranglistenfünften Jelina Switolina (26) bildet sie für ihr Heimatland ein schlagkräftiges Fedcup-Duo. Wobei Schlagkraft für die in Odessa geborene Rechtshänderin auch abseits des Tenniscourts eine wichtige Rolle spielt. „Ich habe als Elfjährige mit dem Boxen begonnen, weil mein Vater meinte, es würde mir helfen, Kopf, Körper und Konzentration zu schulen. Und er hatte recht“, sagt sie.

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Auf den Rat ihrer Eltern zu hören sei unerlässlich auf ihrem Karriereweg. „Ohne meine Familie wäre ich niemals so weit gekommen. Alle meine Pokale gehören auch meiner Familie“, sagt sie. Insbesondere zu ihrer Mutter, die ihr auch als Mentaltrainerin hilft, ist das Verhältnis innig. Umso größer war der Schock, als die Mama Anfang 2019 während der Australian Open fast ihr Augenlicht verlor, als eine Champagnerflasche in ihrer Hand explodierte und ihr Sehorgan verletzte.

Sie hat eine Stiftung für Menschen mit Augenverletzungen gegründet

„Die vier Stunden, die die Operation gedauert hat, waren die schlimmsten Stunden meines Lebens“, sagt Dajana Jastremska, die als Konsequenz aus dem Unfall eine Stiftung für Menschen mit Augenverletzungen gegründet hat. Ein guter Mensch zu sein, das sei ihr seit dem Unfall wichtiger als jeder Titel. Auf allzu viel Nachsicht sollte Magdalena Frech dennoch nicht hoffen.

Am Mittwoch gab es vor 600 Besuchern, darunter Sportsenator Andy Grote, auf der erstmals für bis zu 3500 Fans geöffneten Anlage vier gute Nachrichten aus deutscher Sicht. Die Hamburgerin Tamara Korpatsch (26) erreichte mit einem 7:5, 6:3 über Mandy Minella (Luxemburg) ebenso das Achtelfinale wie Anna Zaja (30/Sigmaringen/0:6, 6:3, 7:5 gegen Viktoria Tomova aus Bulgarien) und Jule Niemeier (21/Dortmund), die die Französin Caroline Garcia 6:4, 6:2 bezwang. Turnierbotschafterin Andrea Petkovic (33/Darmstadt) entschied das deutsche Duell mit Anna-Lena Friedsam (27/Neuwied) 6:4, 7:5 für sich.