Die Tennisorganisation ATP regt einen Belagwechsel auf Gras an, favorisiert bleibt aber Sand - Neugestaltung der Anlage geplant.

Hamburg. Um es vorwegzunehmen: Auch 2013 wird es am Rothenbaum wieder ein Herrentennisturnier der 500er-Serie, der dritten Kategorie hinter Grand Slam (2000 Weltranglistenpunkte für den Sieger) und Masters (1000), geben. Die Herrentennisorganisation ATP, die die Lizenzen für die Turniere vergibt, hat Hamburg vom 15. bis 21. Juli in den Kalender eingetragen. Die Zeiten, in denen von Jahr zu Jahr über den Fortbestand der Hamburger Traditionsveranstaltung lamentiert wurde, sind vorbei. Turnierdirektor Michael Stich, der mit der Agentur HSE als Ausrichter die Lizenz vom Deutschen Tennis-Bund (DTB) übernommen hat, besitzt eine Option bis 2018 und will mindestens bis dahin weitermachen.

Und doch wird in diesen Sommertagen, die eher an April erinnern und bereits mehrere Tausend Zuschauer kosteten, hinter den Kulissen viel über die Zukunft des Rothenbaums diskutiert. Sowohl der Termin der Veranstaltung als auch die Wahl des Platzbelags, vor allem aber die Neugestaltung der Anlage sind Inhalte der Gespräche. Derzeit werden vier verschiedene Denkmodelle durchgespielt. Aber welche davon sind realistisch?

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Das unwahrscheinlichste ist das zuletzt von Tommy Haas aufgeworfene Thema Hallenturnier. In Hamburg gibt es dafür schlicht keine Kapazitäten, die ATP hat für die Planung der Jahre 2014 und 2015, die bis Jahresende abgeschlossen sein soll, keine neue Lizenzen für Hallenturniere vorgesehen.

Interessanter ist die Überlegung, in Hamburg ein Rasenturnier zu veranstalten. Da die Macher des wichtigsten Gras-Events in Wimbledon ihren Termin Ende Juni von 2015 an eine Woche nach hinten schieben werden, entsteht zwischen den French Open im Mai und dem Grand-Slam-Turnier in London eine Woche Vakanz, die die ATP mit Rasenturnieren füllen möchte. Da zwischen Wimbledon und den US Open Ende August eine Woche entfiele, gelten die Ausrichter der Turniere in dieser Zeit als "Umzugskandidaten". Entsprechende Anfragen hat die ATP bereits an Hamburg und auch Stuttgart, das eine Woche vor dem Rothenbaum ein 250er-Turnier beherbergt, gestellt.

Allerdings sehen in Hamburg alle Beteiligten den Belagwechsel skeptisch. "Für uns wären die Investitions- und Instandhaltungskosten nicht zu stemmen", sagt Christian Bock, Vorstandsmitglied des Clubs an der Alster, der bis 2049 das Erbbaurecht auf der Anlage an der Hallerstraße besitzt. Auch Stich kann kaum Vorteile ausmachen. Da in der Woche nach den French Open die Topspieler meist pausieren, wäre das Teilnehmerfeld nicht besser als derzeit, außerdem würde das Turnier auf den 250er-Status herabgestuft, da die ATP in der Woche nach den French Open kein 500er-Turnier einbauen will.

Eine immer wieder diskutierte Möglichkeit zur Aufwertung der Zuschauerakzeptanz des Turniers wäre der Erwerb einer Lizenz für ein Damenturnier. Derzeit gibt es in Deutschland lediglich das Stuttgarter Hallenturnier, Stich hatte schon bei seinem Amtsantritt 2009 die Vision eines kombinierten Events vorgestellt. Das Problem: Die ATP sucht, wie ein Sprecher bestätigte, nicht aktiv nach einem weiteren kombinierten Turnier. Zudem gäbe es mit dem westfälischen Halle, das derzeit im Juni ein Herrenturnier auf Rasen austrägt, einen finanzstarken Mitbewerber. Bis zu den US Open will Halle entscheiden, ob es sich für ein zusätzliches Damenturnier bewirbt. Zwei kombinierte Events für Deutschland sind undenkbar.

So ist die derzeit wahrscheinlichste Variante ein Erhalt des Status quo, gekoppelt mit einer umfangreichen Modernisierung der Anlage. "Alle anderen Termine sind nicht besser als der jetzige, und der Status als größtes deutsches Turnier ist uns wichtig", sagt Stich. Fakt ist: Der 1998 in Betrieb genommene Centre-Court ist in der jetzigen Kapazität von 12 731 Plätzen überdimensioniert, zudem müsste das mobile Dach für rund 1,5 Millionen Euro grundsaniert werden. Kosten, die sich der DTB nicht leisten kann.

Deshalb favorisiert Alster einen Rückbau des Stadions, um an dessen Stelle eine mobile Arena zu errichten, die im Jahresverlauf für Hockeyspiele der Bundesligateams des Klubs genutzt und für die Tennisturnierwoche zu einem Stadion mit 7500 Plätzen hochgerüstet werden kann. Entsprechende Machbarkeitsstudien sind mit positivem Ergebnis abgeschlossen, eine weitergehende Bauplanung soll erst nach Gesprächen mit der Stadt erfolgen.

Einig sind sich die Beteiligten in einem Punkt: Sie wollen alles dafür tun, das Turnier zu erhalten.