Auch auf der Großschanze sprang kein deutscher Ski-Adler auf die Medaillenränge. Der Schweizer Simon Ammann gewann erneut Gold.

Whistler. Simon Ammann streckte seine Zunge raus und strahlte nach dem historischen Triumph übers ganze Lausbubengesicht. Der Schweizer siegte bei den Winterspielen am Samstag auch auf der Großschanze und kürte sich zum erfolgreichsten Schweizer Wintersportler der olympischen Geschichte – und zum größten Skispringer überhaupt. Acht Jahre nach Salt Lake City und eine Woche nach seinem Sieg vom kleinen Bakken machte der 28-Jährige in Whistler seinen zweiten goldenen Doppel-Coup perfekt.

Ammann übertrumpfte damit den legendären Finnen Matti Nykänen mit seinen drei Einzel- Siegen. Keinen Aufwind für das Teamspringen am Montag bekamen die deutschen „Adler“: Wie 2006 blieben sie ohne Einzel-Medaille. Nur Michael Neumayer überzeugte als Sechster. „Ich war so nervös da oben. Das ist alles sehr nervenaufreibend“, sagte Ammann. „Ich hatte wieder diese magische Kraft, um hier weit zu springen und das ist unglaublich. Das ist wirklich unglaublich.“ Vom Psychokrieg mit der österreichischen Konkurrenz um seine Skibindung zeigte er sich unbeeindruckt. Mit 144 Metern im ersten und 138 bei verkürztem Anlauf im zweiten Durchgang flog er allen auf und davon.

Silber und Bronze gingen wie schon vom kleinen Bakken den Polen Adam Malysz und an den Österreicher Gregor Schlierenzauer. Der fünfmalige Vierschanzen-Tourneesieger Janne Ahonen bekam wegen eines Sturzes im Probedurchgang Knieprobleme und musste auf den zweiten Sprung verzichten. Er bleibt in seiner großartigen Karriere ohne olympische Einzelmedaille;sein Comeback hat sich nicht bezahlt gemacht. Michael Uhrmann und Martin Schmitt, die beiden Mannschafts- Olympiasieger von 2002, büßten schon im ersten Durchgang bei Rückenwind alle Chancen ein. „Vom technischen Ablauf her war das mein bester Sprung hier, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir gute Bedingungen hatten“, sagte Schmitt nach zunächst 122,5 Metern. Der 32-Jährige aus Furtwangen landete dann aber im zweiten Durchgang bereits bei 108 Metern. Er enttäuschte als 30. noch hinter Neumayer (Berchtesgaden), Michael Uhrmann aus Rastbüchl (25.) und dem Oberhofer Stefan Wank (28).

Uhrmann, auf der Kleinschanze noch Fünfter, bedauerte: „Es war nicht möglich, vorne reinzuspringen. Bei den Bedingungen hätte ich auch zu Hause bleiben können.“ Schmitt wollte trotzdem für das Teamspringen nicht schwarz sehen. „Heute war nichts zu gewinnen, am Montag gibt's was zu gewinnen“, meinte der Vize-Weltmeister. Uhrmann gab jedoch zu bedenken: „Drei von uns haben heute nicht gerade Selbstvertrauen gesammelt. Da müssen wir uns für den Teamwettbewerb schon auf die Hinterbeine stellen.“ Ammann ließ schon beim ersten Sprung alle weit hinter sich und meinte verschmitzt: „Das war mehr Skifliegen als Skispringen.“ Er war wieder mit der umstrittenen Ski-Bindung angetreten: Die Jury hatte dem Weltcup-Führenden nach der Qualifikation am Freitag grünes Licht gegeben, nachdem die Schweizer selbst eine Überprüfung des Materials beantragt hatten. Damit kamen sie einem Protest der Österreicher zuvor, den Cheftrainer Alexander Pointner angedroht hatte.

„Die Verantwortlichen des Internationalen Skiverbandes haben gestern Fakten geschaffen. Der ÖSV wird unabhängig vom Wettkampfverlauf auf einen Protest gegen das von Simon Ammann verwendete System verzichten“, teilte der Österreichische Skiverband schon vor dem Medaillenkampf mit. „Ich glaube, den Simon beeindruckt diese Diskussion nicht“, hatte Routinier Schmitt prophezeit – und er behielt recht.