Auf die deutschen Rodel-Frauen ist Verlass: Tatjana Hüfner holte sich souverän Gold, Natalie Geisenberger landete in Whistler auf Rang drei.

Whistler/Vancouver. Hüfner rast zu Gold Von Michael Fox und Frank Kastner, dpa (Mit Bildern) = Whistler (dpa) – Tatjana Hüfner hat das Gold-Abo der deutschen Rodlerinnen verlängert und bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver das dritte Gold für das deutsche Team eingefahren. Zwei Tage nach dem Coup von Felix Loch machte die 26-Jährige am Dienstag (Ortszeit) auf der entschärften Hochgeschwindigkeitsbahn von Whistler den erneuten Triumph der deutschen Kufen-Asse perfekt und eroberte vier Jahre nach Bronze in Turin den Olymp.

Hinter der überraschend starken Österreicherin Nina Reithmayer sicherte sich Natalie Geisenberger Bronze. Damit haben die deutschen Rennrodler, die durch Loch und David Möller bei den Männern schon einen Doppelerfolg feiern konnten, bereits vor dem letzten Wettbewerb der Doppelsitzer am Mittwoch ihre Ausbeute gegenüber Turin 2006 gesteigert. Für die deutschen Frauen war es der neunte Olympiasieg im 13. Anlauf.

Nach dem Unfalltod des Georgiers Nodar Kumaritaschwili musste Hüfner unter den Augen ihrer Eltern auf der verkürzten Strecke Anlauf zu ihrem Olympia-Coup nehmen. Im ersten Durchgang kam die Oberwiesenthalerin mit dem Junioren-Start nur halbwegs zurecht und lag zunächst auf dem dritten Rang.

Doch anders als bei der WM vor einem Jahr, bei der die zweimalige Weltmeisterin als Sechste entthront worden war, schlug Hüfner zurück und setzte sich mit einem fulminanten Ritt zur Halbzeit an die Spitze der Konkurrenz. „Schlafen!“, nannte Hüfner als Hauptziel nach dem ersten Wettkampftag. „Ich werde mich frühzeitig ins Bett legen und morgen früh den Schlitten fertig machen“, kündigte die 26-Jährige an. Im dritten Lauf zauberte sie erneut eine fast fehlerfreie Fahrt in die Eisrinne und sorgte für die Vorentscheidung. „Da oben ist alles möglich“, warnte aber noch Sportdirektor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD).

Keinen Zweifel am Nervenkostüm ihrer Nachfolgerin hatte die zweimalige Olympiasiegerin Sylke Otto. „Hüfners Stärken sind ihre Nerven“, erkannte die Gold-Fahrerin von 2002 und 2006. Wenig Freude machte Otto dagegen der entschärfte Kurs. „Man kann es nicht ändern. Aber das ist eigentlich nicht Olympia-like.“

Zufrieden mit ihrem Olympia-Debüt durfte auch Geisenberger sein. „Hopp, hopp, hopp“, feierte Vater Helmut die Miesbacherin vor dem Finaldurchgang lautstark an – mit Erfolg. Die Vize-Weltmeisterin fing Reithmayer ab und vervollständigte den zweiten Doppelerfolg der deutschen Rodler. In den beiden ersten Läufen hatte auch Geisenberger Probleme mit dem „Slalom-Start“ gehabt. „Es ist für alle gleich. Das Abrutschen ist eigentlich für alle unvermeidbar“, erklärte die 22- Jährige. Dies sah auch Anke Wischnewski so, die als Fünfte die erhoffte Medaille klar verpasste. „Ich denke schon, dass es Olympia- würdig ist. Wir sind im Ziel mit Tempo 135 unterwegs gewesen, das ist kein pille-palle.“

Die Gunst der Stunde nutzte die 25 Jahre alte Reithmayer. Nach ihrer Führung im ersten Lauf legte die Innsbruckerin drei konstant stabile Läufe nach und sicherte sich Bronze. „Mit dieser Medaille haben wir sicherlich am allerwenigsten gerechnet“, gestand Generalsekretär Christoph Schweiger vom Österreichischen Rodelverband. Bisher hatte Reithmayer erst zwei dritte Plätze im Weltcup sowie den dritten Rang bei der EM Ende Januar geholt. Dagegen stürzte Weltmeisterin Erin Hamlin (USA) ebenso ab wie die Kanadierin Alex Gough, die schon im ersten Lauf patzte und sich früh aus dem Medaillenkampf verabschieden musste.