Wenige Stunden vor der Eröffnung der Winterspiele in Vancouver ist der Rodler Nodar Kumaritaschwili schwer gestürzt und an den Verletzungen gestorben.

Vancouver/Whistler. Welch ein Schock kurz vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Vancouver! Der Unfall-Tod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili im Abschlusstraining wirft bereits vor dem Beginn einen Schatten auf die Winterspiele. Der 21-Jährige war am Freitag im Training auf der anspruchsvollen Eispiste in Whistler kurz nach der Ziellinie nach einem Fahrfehler gestürzt und ist gegen einen Stahlträger am Bahnrand katapultiert worden. Rettungskräfte vor Ort begannen sofort mit Reanimierungsmaßnahmen. Nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erlag Kumaritaschwili seinen Verletzungen. Der Tod werfe „ganz sicher einen Schatten auf diese Spiele“, sagte IOC- Präsident Jacques Rogge.

„Das ist wirklich tragisch. Unsere Gedanken gelten seiner Familie und seinen Teamkollegen“, sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach. Es ist der erste Todesfall in der Geschichte der Winterspiele während eines Wettkampfs. 1992 in Albertville war bei der Demonstrationssportart Geschwindigkeits-Skifahren der Schweizer Nicholas Bochatay ums Leben gekommen. Er war bei der Fahrt zum Finale mit einer Pistenraupe kollidiert.

1964 in Innsbruck war der britische Rodler Kazimierz Skrzypezki zwei Wochen vor Beginn der Spiele im Training tödlich verunglückt. Kumaritaschwili verlor in der Thunderbird-Kurve, der letzten Schwierigkeit der schnellsten Rodelbahn der Welt, die Kontrolle über seinen Schlitten. Er prallte mit Hinterkopf und Rücken gegen die Bahnbegrenzung. Kurz vor dem Unfall wurde seine Geschwindigkeit mit 144 Stundenkilometern gemessen.

Das Training wurde nach dem Unglück sofort abgebrochen. Die Unterhaltungsmusik an der Strecke wurde sofort abgeschaltet. Tief bewegt zeigte sich auch der Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Ulf Tippelt: „Das macht uns alle sehr betroffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Eröffnungsfeier nun so unbeschwert wird.“ Der an der Bahn befindliche dreimalige Olympiasieger Georg Hackl reagierte noch vor der Todesnachricht als Augenzeuge des Unfalls fassungslos. „Ich bin schockiert. Das ist schwer zu verarbeiten“, sagte der Nachwuchs-Coach sichtlich bewegt.

Ein neben Hackl stehender Kameramann beobachtete den Unfall ebenso und schrie laut auf. Danach meinte er bereits, so einen Unfall könne man nicht überleben. Das kanadische Fernsehen zeigte Bilder des fürchterlichen Unfalls, der kurz darauf zudem bereits bei „Youtube“ im Internet zu sehen war. Aus fernsehrechtlichen Gründen wurden die Bilder aber wieder aus dem Netz genommen.

Schon am Donnerstagabend (Ortszeit) war es im Whistler Sliding Centre zu einem schweren Sturz gekommen. Die Rumänin Violeta Stramaturaru verlor bei ihrem Unfall das Bewusstsein und musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung behandelt werden. Bei den Trainingsläufen gab es insgesamt ein Dutzend Stürze. Auch Gold- Favorit Armin Zöggeler kam auf der sehr anspruchsvollen Bahn zu Fall. (dpa/abendblatt.de)