Der Torhüter der HSV-Handballer will der deutschen Nationalmannschaft offenbar zur WM 2015 in Katar verhelfen. Am vergangenen Donnerstag gab es ein Gespräch zwischen Heuberger und Bitter.

Hamburg. Am vergangenen Donnerstag war Martin Heuberger in der Hamburger O2 World zu Besuch, um sich die Bundesligapartie des HSV Hamburg gegen die MT Melsungen (37:31) anzuschauen. Nichts Besonderes, als Bundestrainer kommt man herum in den Handballhallen der Republik. „Ich bin intensiv dabei, die Liga zu beobachten“, sagte Heuberger.

Einem Mann gilt derzeit aber wohl seine besondere Aufmerksamkeit: Johannes Bitter. Fast genau drei Jahre nach seinem Rückzug aus der Nationalmannschaft scheint der HSV-Torhüter zur Rückkehr bereit zu sein. Bei den beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Polen Anfang Juni will der 31-Jährige offenbar die deutschen Handballer vor einem weiteren Rückschlag bewahren. Auf einen entsprechenden Comeback-Plan sollen sich Bitter und die sportliche Leitung verständigt haben.

Eine offizielle Bestätigung dafür war am Montag weder von Bitter noch vom Deutschen Handballbund (DHB) zu bekommen. Heuberger sagt: „Jogi ist ein interessanter Spieler, wir sind immer mal wieder in Kontakt, aber es gibt nichts Konkretes zu vermelden.“ Bitter sagt: „Heuberger und ich telefonieren ab und zu. Aber meine Haltung zur Nationalmannschaft ist unverändert.“ Dementieren wollte Bitter seine geplante Rückkehr im Juni jedoch nicht.

Sein bis dato letztes Länderspiel hat Bitter bei der WM Ende Januar 2011 in Schweden gemacht, die für die deutsche Mannschaft enttäuschend auf Platz elf endete. Kurz danach erklärte er, eine „Auszeit“ von der Nationalmannschaft zu nehmen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. An diesem Bedürfnis hat sich nichts geändert, im Gegenteil: Bitter ist vor einem Jahr zum dritten Mal Vater eines Sohnes geworden. Hinzu kommt, dass das rechte Knie, in dem vor zwei Jahren das Kreuzband riss, mitunter gereizt reagiert. Da will es sehr gut überlegt sein, der Familie und dem geschundenen Gelenk weitere Belastungen zuzumuten.

Trotzdem will er sich offenbar nicht taub stellen, wenn die Rufe nach der ehemaligen Nummer eins immer lauter werden, nachdem die deutschen Handballer erst die Olympischen Spiele 2012 in London und dann auch die EM im vergangenen Monat verpasst haben. Bitter selbst hat sich eine Rückkehr immer vorbehalten. 142 Länderspiele hat er gemacht, 2007 hielt er im Finale gegen Polen den Heim-WM-Sieg fest. Mit dem HSV hat er die deutsche Meisterschaft und die Champions League gewonnen.

Es gibt nicht viel, was der 2,05-Meter-Mann als Handballer noch unbedingt erleben müsste. Mit einer Ausnahme: Olympische Spiele. 2008 in Peking war Bitter zwar dabei, aber das sei weder sportlich – Deutschland schied in der Vorrunde aus – noch atmosphärisch eine Erfahrung gewesen, wie er sie sich erhofft hatte. „Mein Olympiatraum lebt“, sagt Bitter. Einen konkreten Plan, wann er wie sein Comeback geben müsse, damit er wahr wird, habe er nicht.

Sollte sich die Heuberger-Auswahl in den Play-off-Spielen gegen Polen nicht durchsetzen und auch die WM im Januar 2015 in Katar verpassen, dann wäre nicht nur Heubergers Posten in Gefahr, sondern auch Bitters Olympiatraum. In Katar wird zwar nur ein Startplatz für die Spiele in Rio 2016 vergeben – an den neuen Weltmeister.

Allerdings werden dort auch sechs der zwölf Teilnehmer an den drei olympischen Ausscheidungsturnieren ermittelt. Die EM im Januar 2016 in Polen wäre dann schon die letzte Chance, es nach Rio zu schaffen. Wenn man sich denn für dieses Turnier überhaupt qualifiziert.

Einen Rückhalt von der Qualität Bitters zu haben wäre für all das keine Garantie. Die größte Schwachstelle der Nationalmannschaft scheint eher im Rückraum zu liegen. Ein Weltklassetorwart könnte indes helfen, sie zu überdecken. Unter den deutschen Torhütern reicht nur Silvio Heinevetter, sein früherer Teamkollege beim SC Magdeburg, an Bitters Niveau heran.

Allerdings sind die Leistungen des 29 Jahre alten Berliners größeren Schwankungen ausgesetzt. Mit Bitter und Heinevetter wäre Deutschland auf der vielleicht wichtigsten Position im Handball bestens aufgestellt. Zumal beider Stärken völlig unterschiedlich sind: Bitter ist Vertreter eher der klassischen Torwartschule, Heinevetter hat seinen eigenen, unorthodoxen Stil entwickelt.

Von einem Torwartproblem will Heuberger nichts wissen: „Die Leistung von Silvio Heinevetter, aber auch die der Nachrücker Dario Quenstedt und Martin Ziemer war bei den zurückliegenden Turnieren sehr gut.“ Was nicht bedeuten solle, dass für rückkehrwillige Nationalspieler kein Platz wäre: „Ein Jogi Bitter in guter Form würde uns immer helfen.“ Bitter will jetzt helfen.