Die HSV-Handballer wollen ihre verdienten Spieler nach der sportlichen Karriere weiter im Verein beschäftigen. Die Entscheidungen fallen Ende Februar.

Hamburg. Am Freitagnachmittag wurde es bei den HSV-Handballern noch einmal hektisch. Max-Henri Herrmann, 19, derzeit dritter Torhüter des Champions-League-Siegers, soll mehr Spielpraxis erhalten. Als gegen 15 Uhr das entscheidende Fax mit der sofortigen Freigabe auf der HSV-Geschäftsstelle eintraf, stand nach tagelangen Verhandlungen fest: Der Deutschfranzose wird schon an diesem Sonnabend (19.30 Uhr) beim Drittliga-Tabellenführer SV Henstedt-Ulzburg zwischen den Pfosten stehen. Erster Gegner ist auswärts die zweite Mannschaft des Bundesligaclubs TSV Hannover-Burgdorf. Herrmann darf jedoch weiter für den HSV spielen, sowohl in der U23 (Oberliga-Dritter) als auch in der Bundesliga.

„Dieser Schritt wird ihm guttun“, glaubt HSV-Trainer Martin Schwalb, 50. Herrmann, Vertrag bis 2015, könnte in der nächsten Saison beim HSV zur Nummer zwei hinter Johannes Bitter, 31, aufsteigen. Dessen bisheriger Partner Marcus Cleverly, 32, wechselt im Sommer zu KIF Kolding Kopenhagen.

Der Abschied Cleverlys nach nur einem Jahr in Hamburg und der Umzug des Welthandballers Domagoj Duvnjak, 25, zum THW Kiel sind bislang die einzigen Personalien, die beim deutschen Meister von 2011 fix sind. Alle anderen Entscheidungen sollen bis Ende Februar getroffen werden. Das hatte Präsident Andreas Rudolph, 58, am 27. Dezember nach der 24:35-Niederlage in Kiel angekündigt. Sieben weitere Verträge laufen am 30. Juni aus. Abwehrchef Davor Dominikovic, 35, und sein kroatischer Landsmann Blazenko Lackovic, 33, müssen dann wahrscheinlich gehen. Co-Trainer Jens Häusler, 46, der Halbrechte Zarko Markovic, 27, Rechtsaußen Stefan Schröder, 32, Linksaußen Torsten Jansen, 37, und Allrounder Matthias Flohr, 31, dürfen dagegen hoffen, beim HSV verlängern zu können.

Und nicht nur das: Bei Jansen, Schröder, Flohr und Kapitän Pascal Hens, 33, Vertrag bis 2015, kann sich die HSV-Führung vorstellen, diese vier Spieler langfristig an den Club zu binden. Das ist zumindest der grobe Plan, der allerdings finanziert werden muss. Deshalb stocken im Moment die Verhandlungen. Das Quartett hat die Geschichte des Vereins zum Teil mehr als zehn Jahre geprägt, und alle vier könnten dem Club nach ihrem Karriereende ein Gesicht geben. Ähnlich handhabt es der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München mit seinen verdienten Stars. Die Handballer würden damit nicht nur Kompetenz an den Verein binden, es wäre auch ein Anfang, um Tradition aufzubauen.

Noch ist es nicht so weit. Jansen, Schröder und Flohr fühlen sich fit und bekunden, beim HSV Handball weiter auf höchstem Niveau spielen zu wollen. Trainer Schwalb traut ihnen das zu: „Sie bringen stets ihre Leistung, sie sind Vorbilder, und ich sehe absolut keinen Grund, warum sie schon nach dieser Saison aufhören sollten.“ Dennoch gibt es mit Schröder erste Gespräche über einen Wechsel vom Spielfeld ins Büro. Der Zeitpunkt ist indes offen.

Der ehemalige Nationalspieler, seit ein paar Jahren bereits im Immobiliengeschäft tätig, könnte nach seiner Laufbahn in die Vermarktung des HSV Hamburg einsteigen. Schröder, eloquent, sicheres Auftreten und einer der Publikumslieblinge, kann Verkaufsgespräche führen, und gerade bei der Sponsorensuche braucht der Club dringend neue Impulse. Der Linkshänder könnte seinen neuen Job am Ende mit erfolgreichen Abschlüssen selbst finanzieren.

Auch die Weltmeister Jansen und Hens sowie der angehende Sport- und Mathematiklehrer Flohr können sich „sehr gut vorstellen“, nach ihrer Laufbahn für ihren HSV in anderen Positionen tätig zu werden. Es gäbe viel zu tun: in der Jugendarbeit, in der Fan- und Sponsorenbetreuung, im Scouting, auf der Geschäftsstelle. „Den Trainer zu geben“, sagt Hens, „käme für mich nicht infrage. Das ist nicht mein Ding.“ Konkrete Gespräche wurden mit Jansen, Hens und Flohr bislang nicht geführt. In diesem Monat sollen sie folgen.

Anfang März, hofft Schwalb, könnte der HSV-Kader für die nächste Spielzeit in den Grundzügen stehen, Neuverpflichtungen eingeschlossen. „Wir beobachten ständig den Markt, das gehört zum Geschäft“, sagt der Trainer. Da die Höhe des Budgets für die nächste Serie noch nicht feststeht, heißt es abwarten. Der sportliche Erfolg steht für Präsident Rudolph zwar weiter ganz oben auf seiner Agenda, jedoch scheint er nicht mehr bereit, ihn mit privaten Millionen zu alimentieren. „Wir wollen künftig besser wirtschaften“, lautet sein Credo.

Am Mittwoch (20 Uhr, Eurosport) greift der HSV nach der siebenwöchigen EM-Pause wieder in den Spielbetrieb ein. Beim slowenischen Meister Gorenje Velenje muss die Mannschaft ihre Tabellenführung in der Gruppe D der Champions League verteidigen.