Weil in Eisenach sieben Sitzreihen fehlen, treten die HSV-Handballer am Mittwoch in Coburg an. Die Halle im inzwischen bundesligafreien Bayern wird mit ihren 3400 Zuschauerplätzen gut gefüllt sein.

Hamburg. Kürzlich hat sich die HSV-Geschäftsstelle bei Karsten Wöhler gemeldet. Warum denn der ThSV Eisenach sein Heimspiel gegen die Hamburger in Coburg auszutragen gedenke, wurde der Geschäftsführer und sportliche Leiter gefragt. Wöhler empfahl, sich an die eigene Geschäftsführung zu wenden. Immerhin gehört der HSV zu jenen Handball-Bundesligaclubs, die bei einer Abstimmung im Sommer dafür votiert hatten, dass der Aufsteiger drei seiner 17 Heimspiele außerhalb Eisenachs austragen muss, weil die eigene Halle die Anforderungen der Bundesliga nicht voll erfüllt. Am Ende hatte eine Stimme den Ausschlag gegeben. „Der Mitarbeiter war richtig betroffen, als ich ihm erklärte, dass es in ganz Thüringen keine brauchbare Handballhalle gibt“, erinnert sich Wöhler.

Nun kommt es also an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr in der HUK-Coburg-Arena zu einem Bundesligaduell, das für beide Mannschaften den Charakter eines Auswärtsspiels hat. Etwa 80 Prozent der gut 1000 Dauerkartenbesitzer des ThSV wollen die eineinhalb- bis zweistündige Fahrt auf sich nehmen. Und weil es im inzwischen bundesligafreien Bayern genügend Menschen gibt, die gern einmal Spitzenhandball sehen wollen, wird die Halle mit ihren 3400 Zuschauerplätzen gut gefüllt sein.

Glücklich ist Wöhler mit der Situation trotzdem nicht: „Das Spiel gegen den Champions-League-Sieger hätten wir unseren Fans und Sponsoren gern zu Hause geboten.“ So aber ist der frühere Profi des THW Kiel schon froh, wenn unterm Strich keine rote Zahl von dem Spiel bleibt. Schließlich sind für den Aufbau 3000 Euro fällig, zuzüglich Hallenmiete. Den Boden habe der Bergische HC dankenswerterweise kostenlos zur Verfügung gestellt, er muss allerdings eigens herangeschafft werden.

Eisenachs Etat ist mit 1,6 Millionen Euro der kleinste aller Bundesligisten

Warum das alles sein musste, versteht Wöhler nicht. Man habe doch alles getan, um die heimische Werner-Aßmann-Halle herzurichten. Parkett, Lichtanlage und Anzeige wurden erneuert, Presseplätze umgestaltet. Insgesamt wurden mehr als 100.000 Euro investiert. Was weiterhin fehlt, sind auf einer der Längsseiten die vorgeschriebenen sieben Sitzreihen. Sie einzubauen hätte die Kosten auf mehr als drei Millionen Euro explodieren lassen. Zu viel für einen Verein, dem vor vier Jahren noch wegen hoher Schulden der Lizenzentzug drohte. Dabei habe man die Kameraplätze extra so ausgerichtet, dass das Fernsehbild nicht beeinträchtigt werde. „Aber ich weiß gar nicht, ob Sport1 einmal ein Spiel von uns live zeigen will“, sagt Wöhler.

Wenn, dann bekämen die Zuschauer wohl leidenschaftlichen Abstiegskampf zu sehen. Der Etat des ThSV ist mit 1,6 Millionen Euro der kleinste der Liga. Einige Spieler studieren nebenbei, andere arbeiten in Teilzeit bei einem Sponsor. Der Klassenerhalt wäre eine Sensation. Und ein Coup wie 2003, als der kleine ThSV mit Linksaußen Wöhler den großen HSV 27:24 besiegte, erst recht, zumal drei wichtige Eisenacher Spieler verletzt ausfallen. Damals durfte noch in Eisenach gespielt werden.

Damit das bald wieder möglich ist, verhandelt der Verein mit Stadt und Land über einen Hallenneubau. Eine Bedarfsstudie ist in Auftrag gegeben. Dass sie positiv ausfällt, daran hat Wöhler keinen Zweifel: „Es gibt in ganz Thüringen keinen Erst- und Zweitligafußball. Wir sind schon ein großes Aushängeschild für das Land.“