Der spanische Spielmacher erhält einen Vierjahresvertrag. Am Sonntag fährt er mit seiner neuen Mannschaft ins Trainingslager ins österreichische Sölden

Hamburg. Am späten Freitagnachmittag war alles perfekt. Die schriftliche Freigabe aus Madrid kroch auf der Geschäftsstelle der HSV-Handballer aus dem Faxgerät. Joan Cañellas, 26, wechselt sofort vom insolventen Vereins-Weltmeister Atlético Madrid zum HSV Hamburg. Am Sonntagmittag stößt der spanische Spielmacher zu seiner neuen Mannschaft. Treffpunkt ist der Münchner Flughafen. Cañellas trifft um 10.10 Uhr aus Barcelona ein, seine künftigen Kollegen zwei Stunden später aus Hamburg. Gemeinsam geht es dann mit dem Bus ins achttägige Trainingslager nach Sölden in Tirol.

„Ich freue mich, dass es geklappt hat. Ich wollte diesen Schritt unbedingt jetzt schon tun“, sagte Cañellas. Ähnlich empfand HSV-Trainer Martin Schwalb, 50: „Wir sind alle froh, dass wir für diese schwierige Situation eine Lösung gefunden haben. Bei allem, was geschehen ist, freuen wir uns, dass wir mit ihm vorzeitig planen können. Mit Joan gewinnt unsere Mannschaft weiter an Qualität.“

Cañellas ist für die neue Spielzeit der achte Neuzugang des Champions-League-Siegers. Mit dem verletzten Schweden Per Carlén, 25, umfasst der HSV-Kader damit 19 Profis, so viele wie noch nie. Der Saisonetat beträgt rund neun Millionen Euro.

HSV-Geschäftsführer Christoph Wendt, 38, der fließend Spanisch spricht, hatte die tagelangen Verhandlungen zum Abschluss gebracht. Die wichtigste Frage war aber intern zu klären. HSV-Präsident Matthias Rudolph, 55, und Vereinsfinancier Andreas Rudolph, 58, stimmten schließlich der Aufstockung des Budgets zu. Cañellas, 1,98 Meter groß, 100 Kilogramm schwer, ablösefrei, erhält beim HSV einen Vierjahresvertrag bis zum 30. Juni 2017. Ursprünglich sollte er seinen Dienst in Hamburg erst in einem Jahr antreten. Der Club hatte ihn als Ergänzung zum Kroaten Domagoj Duvnjak, 25, verpflichtet. Der wechselt aber nun zum 1. Juli 2014 zum deutschen Rekordmeister THW Kiel.

Mit Spanien war Cañellas im vergangenen Januar Weltmeister geworden. In bisher 85 Länderspielen erzielte er 204 Tore. Der Rechtshänder kann im Rückraum auf jeder Position – und auch in der Abwehr eingesetzt werden. „Er ist ein Weltklassemann, sportlich und menschlich ein Gewinn für jedes Team. Ich kann dem HSV zu diesem Spieler nur gratulieren“, sagt Atléticos Madrids ehemaliger Trainer Talant Dujshebaev, 45. Cañellas studiert Pharmazie, spricht gut Englisch und hatte zuletzt an der Universität Madrid auch Deutschkurse belegt. Ob er in Hamburg sein Studium fortsetzt, hat er noch nicht entschieden.

Der HSV gewann sein erstes Testspiel in dieser Saison 49:29 (22:12) bei der HSG Horst/Kiebitzreihe. Matthias Flohr, Kentin Mahé und Andreas Nilsson trafen je neunmal. Am Sonnabendmittag um 12.08 Uhr treten beim Triathlon Mahé (500 m Schwimmen), Kevin Herbst (22 km Rad fahren) und Duvnjak (5 km Laufen) im Staffelwettbewerb an.